Sonntag, 9. September 2007

Roadside Attraction

Jetzt bin ja ich auf dieser Reise und damit auch in diesem BLOG die Spezialistin für alles jene, was sich am Straßenrand abspielt, gemeint ist also nicht direkt auf der Straße, aber doch zur Straße gehörig und eben nicht so weit weg von der Straße, dass es ein Umweg wäre oder so. Naja, wie eben eine Tankstelle, die halt auch besser an der Hauptstraße zu situieren ist, als 20 km landeinwärts. Entschuldigung, ich meinte natürlich Meilen. Aber wo führt das hin. Es führt dahin, dass ich nicht weit entfernt von einer weiteren Roadside- Attraction, die ich unbedingt sehen musste, selbst zu einer solchen wurde. Aber dazu später.

Zuerst der Reihe nach. Unsere vorgenommene Reiseroute für die nächsten 12 Stunden: Gold Beach/Oregon to Middlegate/Nevada, mehr als 900 km. Reine Fahrtzeit ca. 9-10 Stunden. Was wir die letzten beiden Tage in Gold Beach getrieben haben? Das wofür es sich am besten eignet und das ist laut örtlichem Tourismusprospekt: „Gold Beach is probably one of the best places in the world to do nothing like walking along a sandy beach just clearing your head“ und besonders letzteres hatten wir für die zweite Strecke, denn ab jetzt geht’s geographisch gesehen ja wieder zurück, dringend nötig. Aber dazu ein andermal mehr.

Jetzt zu Middlegate/Nevada. Denn die Fahrt selbst hat trotz ihrer Länge kaum Probleme gebracht. Hin und wieder tanken, Sprit und Coffee, durch die menschenleere Gegend entlang der Straße starren. Lesen und gegenseitig vorlesen. Radiohören.

Und dann zu Middlegate, vorläufiges Ziel unserer Fahrt. Wir suchen uns ein Motel, um mal auszuruhen. Aber es ist noch hell und man will ja noch etwas erleben, schließlich ist man in der Fremde immer doppelt neugierig. Und so fahren wir noch für einen kurzen Abstecher aus der Stadt hinaus, zum „Shoe Tree“, der berühmten Roadside Attraction von Middlegate, wie man uns erzählt hat.

Ein „Shoe Tree“ ist ganz simpel ein Baum, auf den Schuhe geworfen werden, damit sie sich in seinem Geäst verfangen und den Baum damit zu einem vielbeachteten und besuchten „Shoe Tree“ aufsteigen lassen – es gibt wie immer mehrere solcher Trees in den USA.
Dieser Shoe Tree hat sehr viele Schuhe abbekommen und ist noch nicht daran erstickt. Er hat neben Schuhen immer noch grüne Blätter.



Was die Schuhe im Baum für einen Sinn haben, weiß keiner. Eine „spezifische“ Webside mit Schwerpunkt Straßenrand meint dazu: “The roadside phenomenon of “Shoe Trees“ appears to be on the rise.” Scheint so als hätten die Menschen zu viele Schuhe, würde ich sagen.

Angeblich entstand die hiesige Turnschuh- Collage im Megaformat sogar aufgrund einer Legende: Ein frisch verheiratetes Paar hat angeblich unter diesem Tree gecampt (sehr romantisch) und sich dabei gleich so zerstritten, dass die Braut davonlaufen wollte (für mich sehr nachvollziehbar, wenn sich der Bräutigam nicht einmal für die Hochzeitsnacht ein Hotelzimmer leisten will). Er aber war das, was man hierzulande einen gerissenen Hund nennt, denn er hat ihre Schuhe einfach auf den Baum geworfen und die Flucht damit zu einer wesentlich beschwerlicheren Angelegenheit gemacht (wahrscheinlich gab es damals nur Schotterstraßen..). Wie in einer wirklich guten Geschichte versöhnen sich die beiden natürlich, weil er sich nach einem ausgiebigen Barbesuch volltrunken und reuig zeigt und er wird auch gleich Nachwuchs produziert, dessen erstes Paar Schuhe, wie könnte es anderes sein, auch gleich am Baum landet. Wem die restlichen 10.000 Paar gehören ist leider nicht überliefert.


Falls sie also dringend ihren Schuhkasten entrümpeln wollen, werfen sie die Schuhe einfach auf den Baum vor ihrem Haus und schon haben sie eine Roadside Attraktion, andere Schuhe werden folgen. Ein Tipp am Rande: Besonders wirksam wird der Aufruf es ihnen gleich zu tun, wenn sie erzählen, dass man sich nach dem Schuhwurf etwas wünschen darf. Das wirkt immer…Münze in Brunnen, Schuhe auf Baum, Stofffetzen auf Strauch, alles ist möglich… seien sie kreativ

Achja und warum ich zur Roadside- Attraction wurde: ganz einfach – ganz tragisch: unserem treuen Buick namens Fred (der Name stammt natürlich von mir) haben die 1000 km am Stück nicht so gut bekommen (ich habe ja immer gesagt wir hätten mehr trainieren müssen…), er hat sich während der Rückfahrt vom „Shoe Tree“ einfach verabschiedet und wir sind an den Straßenrand gerollt. Nach unzähligen erfolglosen Neustartversuchen blieb mir dann nichts anderes übrig, als on the Roadside den Daumen zu zücken und uns eine Mitfahrgelegenheit zu organisieren. Was erstaunlich einfach ist, vorausgesetzt natürlich, man ist weiblichen Geschlechts. Hier bekommt das Wort Roadside Attraction eine ganz neue Bedeutung, aber darüber will ich gar nicht näher nachdenken. Erstmal mussten wir schließlich zurück in die Stadt.

Und Fred? Fred mussten wir zurücklassen, um einen Abschleppdienst für ihn zu besorgen.

Armer Fred.

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