Montag, 3. September 2007

Der 1000km Tag - Teil 01

Ich bilde mir ein es würde noch dämmern, als am „Tag der 1000km“, Eva aus dem Bett hüpft, mir einen Kuss auf die Wange drückt und meint, sie wolle noch für unsere Wegzehrung sorgen. Ein paar Geräusche später sinke ich wieder in den Dämmerschlaf.

In diesem Zwischenraum denke ich an den auf dem Nachkästchen liegenden Sloterdijk.

Ich denke: Ziehen wir auch einen metaphorischen Weltinnenraum des Kapitals. Wir haben mittlerweile schon viel Geld ausgegeben und noch keines verdient. Die Mauer hat immer zwei Seiten, sonst hat sie keinen Sinn. Sloterdijk meint, dass nach dem Aufheben der Apartheid der Rassimus diffiziler wurde. Nicht mehr reine leicht fassbare Äußerlichkeiten sind mehr Kriterien, sondern schwerer fassbare Zustände ökonomisch - kultureller Ausformung. Hoffentlich bringt die Eva keinen Käse aus der Tube mit.

„Der Kosmopolitismus, kann man sagen, ist der Provinzialismus der Verwöhnten“.

Ich fordere keine interdisziplinären Arbeitsgruppen - ich fordere interdisziplinäre Köpfe.

Ein Bohrhammer ist ganz schön laut, wenn er so für sich alleine hämmert.

Die wenigsten sind Denker - die meisten nur Nach-Denker. Ich auch, ich auch, ich auch…

Ein weiterer Kuss lässt mich endgültig auf nur einer Seite der Wirklichkeit landen. Ob es die Bessere ist? Beim Anblick Evas weiß ich es. Ich stehe auf.

Seit wir den Buick haben, ist die morgendliche Arbeit geschrumpft. Wir wissen, es ist unvernünftig Teile des Gepäcks im Auto zu lassen, aber ich finde es genauso unvernünftig jeden Tag das Gepäck auf ein Zimmer zu schleppen. Die praktische siegt über die reine Vernunft.

Autofahren ist nicht unser Ding. Ich habe das Problem, dass es mir keinen Spaß macht und ertappe mich immer wieder beim Gedankenkreisen lassen. Es kann schon passieren, dass ich Minuten später nicht mehr weiß, was die letzten Minuten fahrmäßig passiert ist. Wie die Geier kreisen die Gedanken über mir. Hoffen auf mich als Aas. Was ich im Bett zu Hause nicht schaffe, funktioniert im Auto hervorragend, nach wenigen Minuten könnte ich schlafen.

Das Autofahren wird zum Kampf. Ein Dreieck spannt sich auf: Schlafen, Gedankensurfen, Verhinderung eines Unfalls. Es wird nicht langweilig und ich habe Gesellschaft.

Während eine ansprechende Landschaft vorbeirast, reden wir über noch nicht erfüllte Erwartungen. Sicher, wir haben ein paar Orte gegründet, aber immer ohne offizielle Unterstützung. Also entgegen unseren Wünschen. Wir haben kein Wohnmobil. Hatten nie Zeit etwas Neues zu Entwickeln - und zeitmäßig wird es nicht besser. Heute ist bestimmt nicht unser letzter 1000km Tag.

Eine Reise bedeutet jeden Tag auf der Jagd zu sein. Essen und Schlafen rauben einem die Zeit. Dazwischen ist fahren. Romantisch werden die Gedanken immer erst im Nachhinein.


Alle 100km wechseln wir uns ab.

Zuerst über die Grenze nach Idaho. Dann beginnt alles zu fallen. Idaho Falls. American Falls. Twin Falls.

Bei Twin Falls gönnen wir uns eine Pause.

Jause aus Evas mit gebrachten Schätzen und eine Markierung, die die Kreuzung der österreichschen Grenze mit dem US Highway 39 zeigt.



Nach 7h „cruisen“, erreichen wir Boise, Hauptstadt Idahos, die wir vom Umfahrungsring aus bewundern und die uns 2 Tage später wieder einholen wird…

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