Dienstag, 31. Juli 2007

Vormittags Schreie, Nachmittags Schweigen


Wieder bemerken wir, wie schlecht unser English eigentlich ist, als vormittags ein streitendes, älteres Paar an uns vorübergeht und wir gerne verstanden hätten, was es denn an so einem Morgen schon zu brüllen gab.

Sie hatten nicht nur unsere Aufmerksamkeit, aber das schien ihnen egal.

Dass die alte Dame wie wild mit den Händen fuchtelte, ließ vermuten, Verfehlungen von Mannesseite seien der Grund des Geschreiausbruches. Vielleicht ist aber ja auch er der arme Teufel und kann gar nichts dafür. So ziehen sie dahin, die Mainstreet runter und wir sitzen weiter und schlürfen wieder mal Kaffee aus dem Becher. Hätte er nicht den Vorteil ein wenig Leben ins unsere laschen Glieder zu hauchen, man müsste ihn wegschütten - geschmackstechnisch gesehen.



Waren wir in den letzen Jahren in Europa unterwegs, war es immer ein sonderliches Rätsel, im Ausland einen Verlängerten zu bestellen. Auf der Karte gab es meist Cafe Latte, Cappuccino, Sorten eben die verbreitet sind, aber Verlängerter war keinem bekannt - und zumindest mir, in der Übersetzung nicht. In Bulgarien versuchte ich es mit einem Cafe Vienna - schlecht war er nicht, aber sein Geheimnis bestand in zugemengtem Alkohol, ich vermute Likör.

In Istanbul, ich schäme mich fast es zu schreiben, in einem Starbucks, kommt das Aha Erlebnis. Ein Verlängerter ist ein Cafe Americano.

Viele behaupten ja, nur ein Espresso sei ein richtiger Cafe, die Vermengung mit heißem Wasser dagegen eher eine Angelegenheit für die Oma - da war man dann gleich doppelt entlarvt. Schlechter Kaffeegenießer und dann heißt das auch noch Americano. Vergleichbar am ehesten mit einem Burger vs. Nobelrestaurantkategorien.

Aber wir schütten den Cafe nicht weg - wir sind in Americano!

Weiter beobachten wir das Treiben in der Stadt, nicht viel los hier, könnte man schreiben. Das Treiben wäre eher als Leere mit vereinzeltem Treibengesprenkel zu bezeichnen. Aber in der Leere, in dieser Abwesenheit von Tun, kommt man gut ins reden. Über Cafe zum Beispiel. Später läuft eine Kinderschar an uns vorüber, für den Schulschluss scheint es zu früh. Dann fragen wir uns, ob es auch in Amerika Schulferien gibt. Vielleicht sollte da jemand mal nachschauen.



Später machen wir uns auf und wandern auf eine nahe Anhöhe, West Athens ihr Name und, wie wir meinen, auch ein ausgezeichneter Platz für eine Stadtneugründung.

Zwar liegt es nicht direkt am Fluss, aber bei nur einem Quadratmeter wäre das auch zu gefährlich. Stiege der Flussspiegel nur um Weniges an, schon läge unser Land unter Wasser. Außerdem positiv am Standort, die direkte Nähe zum Blue Swan Airport, aber nicht in der direkten Einflugschneise - Eva, die aus der Nähe von Zeltweg kommt, kann einige Lieder davon singen, was das für „Vorteile“ bedeutet. Der Blick ist fantastisch. Von der Neustadt blickt es sich direkt auf die Alte.

zuerst noch amerikanisches Staatsgebiet...

Dann das Eintreffen in der City Hall. Die Sekretärin, eine blond Gelockte, war noch freundlich, lachte ein wenig, sah aber nie verächtlich auf uns hernieder.

Sie war uns höhenmäßig einfach unterlegen.

Der Mayor tauchte dann in einer unglaublichen Kürze auf, um uns mitzuteilen, er habe keine Zeit für unsere Angelegenheiten und es schien ihm mehr als unmöglich, in den von uns dargelegten Worten einen Sinn zu finden.

Ob es an der englischen Aussprache lag oder aber an unserem Vorhaben, wer weiß.

Danach wurde beschlossen, die zukünftig von uns beglückten Bürgermeister, zuvor schriftlich mit Konzept zu kontaktieren. Dafür werden wir uns in der nächsten Stadt Zeit nehmen.


....und jetzt schon Österreichisches

Nach der offiziellen Schlappe erklimmen wir erneut West Athens, um zu unseren ersten offiziellen Akt zu schreiten. Mit leidiger Notdurft der etwas spärlichen Mitbringsel (MERKE: wir müssen mehr Utensilien besorgen), errichten wir in einstiger Siedlermanier unser erste Enklave und taufen sie auf Zweintopfingen.


Eva beim erstellen der Grenzen


Zweintopfingen jetzt schon mit Energieversorgung und der Brauereilastwagen ist auch schon da


Sonntag, 29. Juli 2007

Ernüchterungen im Hot Texas

New York liegt im Rückspiegel.


Nach drei Stunden im Ausfahrtsstau, beginnt die Landschaft vorbeizurauschen. Die Musik in den Kopfhörern schafft es, daraus ein dramatisches Ereignis zu machen. Die Landschaft dabei scheint gleich, der in Österreich, oder zumindest Deutschland - es ist um einiges flacher, aber mit viel Wald.

Der Himmel beginnt die Schleusen zu öffnen und die Natur trinkt. Dazu der Soundtrack im Ohr. Melancholisch, trauig ein wenig sad eben.

Die fünf Stunden Fahrtzeit vergehen wie im Flug (wenn das Flugzeug auf der Erde fahren würde) und man kommt am Kellogg Moutain vorbei, der uns ohne sein Wissen, die Kindheit versüßte.


Ein Hotel war schnell gefunden und nun residiert es sich im „Young mens and womens Youthhostel „ - sehr kreativ. Nach einem nachmittäglichen Schlendrian, sitzen wir am Abend im scheinbar einzigen Restaurant (Texas Hot) des Ortes und versuchen ein wenig die letzten Tage Revue passieren.

Beim Gespräch kommt man darauf, dass uns die weitere Vorgangsweise der Reise, selbst nicht mehr so klar ist, und Dinge wie Essensbeschaffung, Schlafstättensuche, Transportfragen oder auch nur das vorübergehende Auskundschaften eines Ortes, so viel Zeit verschlingen, dass die künstlerische Produktion eigentlich die ganze Zeit darunter leidet.

Würde man sich entscheiden länger an einem Ort zu verweilen, immerhin schafft es sich eher selten innerhalb zweier Tage in die lokale Kunstszene aufgenommen zu werden, würde sich die Reisegeschwindigkeit zwischen den Orten erhöhen und die Anzahl der Aufenthalte verringern müssen. Fahren wir aber kontinuierlich weiter, bleibt die Zeit vor Ort ziemlich beschränkt.

Nach langen Diskussionen erscheint es uns aber in jedem Fall am wichtigsten die Reise vollständig hinter uns zu bringen, dein Kreis zu schließen. Die Grenze vollständig abzuriegeln. Sollte sich kein einziger mayor bereit erklären uns Gemeindegebiet zu schenken, werden wir der amerikanischen Tradition folgend, einfach mit Besetzungen reagieren.

Wir beschließen, uns am Montag einfach zur zur city hall zu bewegen um anzufragen.

Der von uns in Auftrag gegebene Vertrag (bei unserem Anwalt) lässt weiter auf sich warten. Vielleicht funktioniert es auch mit einem selbst geschriebenen.

Den Sonntag wollen wir vorerst mit herumstreunen begehen um anschließend die weitere Route festzulegen.

Freitag, 27. Juli 2007

Nazikommunisten in der Bronx

Konzept unter:

http://www.zweintopf.net/Main/AustriaForAmerica

Am Freitag wollen wir endgültig los. Ein Auto oder Wohnwagen wurde uns noch nicht beschert, aber wir hoffen auf das Land. Die Preise in New York sind einfach zu hoch, und Fernsehserien die uns weismachen wollen eine Wagen für 500$ zu bekommen wurden wohl in den 70ern gedreht.

Vorerst wird den Transport der Bus übernehmen.


New York ist wahrlich ein Paradies für Architekten und angehende, wie ich mich einen schimpfe. Aber darüber zu schreiben finde ich so langweilig wie in der Nase bohren - meistens weiß man schon was rauskommt, nur die Größe ist noch ungewiss.


Gerhard und "Sound of Music" vor dem österreichischen Kulturinstitut



Die größte Strafe dabei scheint mir das Lesen von Texten im „Architektur Aktuell“. Den Schlaf der Kinder versucht man mit dem Vorlesen von Märchen zu erreichen - warum eigentlich? - die scheinen mir spannend. Zum Einschlafen sollten Beschreibungen über Gebäude zum Besten gegeben werden.

Dabei bleibt aber immer eine kleine Bewunderung denen gegenüber, die darüber schreiben können.

Nach dem Touristenprogramm fahren wir in die Bronx.

Ich liebe diese Orte, denen man die Identität absprechen will (im architektonischen Sinn).

Der Streifzug bringt uns am Stadium an weiteren gefangenen Tieren und an Bunkern, die man als Wohnungen bezeichnet vorbei. Wir sind aber nicht die einzigen Besucher hier, Mc Donald’s war auch schon hier.

Hunger hat wohl jeder, der Magen an der untersten Stufe der Gesellschaft wird nicht kleiner.



Nach einem Burgermahl setzen wir uns wieder mal protestierend auf eine Bank um mehr Geschmack zu fordern. Sicher, man könnte auf die Suche nach den verborgenen Spezialitäten gehen, aber der Hunger ist oft schneller als der Wille.

Also - wir so dasitzend und verdauend unseren weiteren Plan besprechend (wir wollen endlich weg von New York), kommt ein Herr älteren Alters auf uns zu und bequatscht uns auf Deutsch. Die Deutsch sprechenden scheinen hier schon eine eigene Community aufgebaut zu haben - bleibt uns nur zu hoffen, das sie nicht den gleichen Weg eines deutschen Chinatowns gehen.


Aus Deutschland käme er, der nette Herr, aber aus dem Osten. Nach ein wenig Geplänkel über das Wetter, versucht er uns seine Lebensgeschichte zu erzählen. Und wir nicht viel am tun, hören ihm willig zu.

Er ist nach Amerika ausgewandert, denn in Deutschland steht alles zum Schlechtesten. Die Jungen gehen nach Österreich oder in die Schweiz arbeiten, er sei eben nach Amerika gewandert, habe sozusagen den Traum seiner Eltern verwirklicht. Heute könne man ja nicht mehr in Deutschland wohnen, überall nur noch Kriminelle und am Abend traut man sich nicht mal vors Haus. Alles Räuber und Banditen, vom Politiker bis zum Bäcker.

Damals unter dem Hitler, da sei wenigstens noch Ordnung gewesen, da hätte es so was (was?) nicht gegeben.

Der hat nur einen Fehler gemacht, der Krieg wäre nicht notwendig gewesen.

Unseren Einwand, dass das ganze Regime eigentlich nur auf Krieg ausgerichtet war, wurde ganz elegant überhört.

Aber der Hitler wurde Vergangenheit, und unser redseliger Gast arrangierte es sich mit den Kommunisten.

Diese standen aber auch für Ordnung, also im Sinn unseres Erzählers. Diebstähle im Park, das hätte es nicht gegeben, die Hand hätte man ihnen abgehackt.

Langsam erschaudert es mich vor diesem kapitalistischen Nazikommunisten. Aber zu seinen Enkeln war er sicher immer nett. Hat ihnen Taschengeld zugesteckt. Der gehbehinderten Nachbarin hat er immer über die Stiege geholfen. Den Pfadfinder kaufte er wahrscheinlich mehr Kekse ab, als sie tragen konnten.

Höflich ist er schon, redet mit jedem, hat immer eine Meinung, dieser alte nette Herr - wahrscheinlich wird er bald sterben.

Ich denke an Heinrich Böll, der in seinen irischen Tagebüchern über das Zurechtweisen rechter Recken nicht mit Resignation antwortet, sondern wieder sein so genanntes Zähneziehen beginnt. Ich denke an lange Abende im Dom Cafe in Gurk, wo das Zähneziehen meist mit lautstarken Gelächter quittiert wurde. Ich denke daran, dass meine Missionsarbeit nach dem Rausch des Vortages, einfach in die katerliche Vergessenheit des nächsten Morgens gespült wurde. Ich denke daran, wie oft ich in Kärnten mit Nachbarn und Freunden und Verwandten über das Problem Haider geredet habe. Einen Monat später kommen die gleichen alten Fragen - was hat der den schlechtes gemacht?

Die Lust auf das Zähneziehen vergeht, wen man merkt, dass es hydratische Ausmaße annimmt.

Warum es hier in Amerika besser sein sollte, als in Deutschland blieb mir während des Gespräches ein Rätsel - aber er wollte wohl den Traum seiner Eltern leben.

Morgen geht es los, nach Nowhere - unser Ziel heißt Sayre und kein Mensch auf der Welt hat je davon gehört. Außer die 7000 Einwohner davon.

Mittwoch, 25. Juli 2007

Zweikomponentenkleber

Konzept unter:

http://www.zweintopf.net/Main/AustriaForAmerica


Guten Tag, wenn ich mal gleich selber vorstellen darf… hier meldet sich nun endlich nach langen Tagen der männlichen Blog-Domäne Eva zu Wort, ihres Zeichens weibliche Komponente des Vierphasen-Zweikomponentenklebers zweintopf…

Jene Eva, die sich angeblich dazu eignet eine Karriere als biestige Hotelzimmerinspizientin anzustreben, die nebenbei aber hin und wieder einen auf Flugangsttherapeutin macht und vor allem jene, die organisationstechnisch scheinbar immer alles unter Kontrolle hat (außer Gerhards Pass, den sie sich nun aber zu guter Letzt aufbewahrungstechnisch auch unter den Nagel gerissen hat) und wenn nicht, dann zumindest die Oberhand.

Womit wir beim Thema wären... Organisationsmäßig ist so ein Trip nämlich leider nicht so einfach... Man sagt halt mal so… also naja, dann fliegen wir halt mal nach Amerika, nach New York, und da nehmen wir dann aber nur das Nötigste mit, weil Übergepäck ist teuer und man kann den Rest ja eh dort auch kaufen… und wenn man dann allen nötigen Kram beisammen hat, kauft man noch einen günstigen (und hier liegt zweifelsohne die Betonung) fahrbaren und wenn möglich auch bewohnbaren Untersatz, packt all das wichtige Zeug hinein und fährt los…


Ja wenn… Hier in der großen Großstadt aller großen Großstädte (also großartig)…all das zu finden was man braucht, erfordert sehr viel Aufwand und Nervenstärke. Allein schon ein „normaler“ Lebensmitteleinkauf, zu dem man sich mit genauer Liste aufmacht, mutiert mitunter zur Expedition, wenn man die endlosen zurückzulegenden Distanzen zwischen Butter und Zucker hin und retour nehmen muss, weil man was vergessen hat, das man dann dort nicht findet, wo man es vermutet, also wieder zurück und dann irgendwo anders hin, und so weiter…hat man erst einmal das richtige Regal gefunden, muss man sich vergegenwärtigen, was und in wie viel verschiedenen Arten und Verpackungen da alles möglich wäre… und der Vormittag zerfließt… ist die Beute nach Hause geschafft, ist man so K.O., dass zu einer neuerlichen Tour in beiderseitigen Einverständnis gar nicht erst aufgebrochen wird…



Die größte Hürde ist da wohl der Autokauf, sind wir doch so was wie Spezialisten auf diesem Gebiet: Ich für meinen Teil interessiere mich wahnsinnig für Hubräume, Bremswege und schicke Seitenspiegel, denn außer dem, was ich mir bisher bei meinen geschätzten fünf Spielen mit dem Auto- Quartett meines Bruders gemerkt habe (öfter durfte ich leider nicht mitspielen), ist mein Wissen über Autos gleich null – nun gut, eines weiß ich: fahren muss es!

Wie es um Gerhards Wissen um Autos bestellt ist, weiß ich zwar nicht so genau (wir sprechen ja nie über so was, vielleicht hat er ja verborgene Talente), aber wenn meine Einschätzung richtig ist, ist er mir wohl eher ebenbürtig als ein Benzinbruder.

Und nun stellen sie sich uns beide vor, wie wir vor einem englischsprachigen Autoverkäufer stehen, hinter ihm ein seltsam und etwas alt aussehende Gefährt von für uns undefinierbarer Marke…

Mein Misstrauen gegen derlei Personen geht in solchen Fällen immer so weit, dass ich sowieso schon von vornherein glaube, der Typ will uns da irgendwas verchecken, was zwar fahrbar aussieht, aber mindestens im nächsten Bundesstaat den Geist aufgibt bzw. einen ständig mitfahrenden Mechaniker erfordern würde. Sie sehen unsere Chancen auf einen anständigen fahrbaren Untersatz sind gering – außer wir geraten an einen gutmütigen Gutmenschen oder der glücklichste aller Zufälle tritt ein.

Am Freitag haben wir es immerhin zu zwei Gebrauchtwarenpseudogutmenschen geschafft und mal „geschaut“, waren dann aber erstmal so desillusioniert, dass wir uns das Wochenende über nicht damit befassen konnten … waren wir fleißig beim Sightsehn … Ground Zero und so… schließlich darf auch auf das gängige Touristenprogramm nicht verzichtet werden…


das wars erst mal von meiner Komponente


C U
…ums amerikanisch zu sagen

Freitag, 20. Juli 2007

Zwei gestrandete Trümmer im Park


Wir sitzen gerade im Central Park, als die Trümmer durch die Lüfte fliegen und eine Rauchsäule aus Richtung Süden aufsteigt. Dann mischen sich die Sirenen dazu, bei uns nimmt die Unsicherheit Platz. Gerade redet man noch über die Zukunft, schon schweifen die Gespräche in die Vergangenheit.





Genau wie die Zeitungen es uns am nächsten Tag bestätigen, an einen Unfall will in dieser Stadt nach dem 11. September, anfangs niemand niemals mehr glauben. Der Terrorismus ist allgegenwärtig - in den Köpfen, also überall - und den legt man nicht so einfach ab.
Auch wenn das Problem diesmal hausgemacht war, und eine alte Dampfleitung ihren letzten abließ.

Wir schweifen aus in unseren Gesprächen, ins Jahr 2001 - ich war damals das erste Mal auf Interrail, und der Zug hatte uns am 11. nach Bilbao gebracht. Am 12. schien die Sonne, ich glaube es war Mittag und wir am Basketballplatz. Nicht am Spielen, nur am Schauen. Die Langeweile nahm Platz und um mich ihr zu entziehen, bin ich zurück in die Herberge. Am Gang entlang gehend, blicke ich auf eine der unzähligen Bildschirme, die dort von der Wand hängen und starre wie einige vor mir, auf die Bilder. Dem Spanisch nicht mächtig, mochten mir die Bilder auch nicht wirklich etwas sagen. Ein immer wieder im Repeat Modus abgepieltes Video wurde einem gezeigt. Zwei Türme, anscheinend das World Trade Center, danach ein Flugzeug, ein Einschlag - und wieder zurück.
Genau das gleiche Video, dass noch heute im Repeat Modus läuft - besonders in den Köpfen aller Amerikaner - Video an, ab, zurückspulen….bleibt da noch Zeit über andere Sachen nachzudenken? Man will den Auslöschen, der das Video in die Köpfe brachte. Die Löschtaste des Abspielgerätes finden.

Die Sirenen werden immer mehr und lauter, ein Parkwächter empfiehlt uns entweder nach Hause zu gehen, oder uns nicht vom Platz zu bewegen. Wir bevorzugen, das Grün gegenüber unserem neuen Dachgeschoßzimmer.




Central Park mit Rauchsäule im Hintergrund

Eva erinnert mich an unsere erste gemeinsame Bombenexplosion. Damals 2005 in Kairo. Wieder ein Land dessen Sprache nicht in unserer Mächtigkeit stand. Eine SMS aus dem Heimatland, die um unserer Versehrtheit, zwecks Bombenexplosion im Basar, wissen wollte brachte unsere Knie ins schwingen. Die nun überall und allseits präsente Polizei und die Anwesenheit eines Miltärwagens neben den anderen, steigerte eher die Unsicherheit. Unser Hotel verließen wir 2 Tage nur noch zur Nahrungsaufnahme. Dazwischen spinnten wir uns in Angstszenarien ein.
Die nächste heuer in Istanbul, ein Polizeiwagen sperrt großräumig einen Mistkübel ab, den sie danach vielleicht sprengen. So lange haben wir mit dem Warten nicht gewartet - lieber in den voll befüllten Basar hinein. Mit Schmerzen im Bauch.

Wir wollten nicht das 2007 noch eine zweite kommt, hier in New York, welche sich am nächsten Tag als Nichtbombe herausstellte. Ich glaube das Video beginnt sich auch in uns zu wiederholen.

Dabei wollten wir über die Zukunft reden.
Wo bekommen wir unseren fahrbaren Untersatz für die Reise her, wie klappern wir systematisch die Autohändler ab. Die Reiseroute muss noch genau festgelegt werden. Wie kommunizieren wir die Reise.


Das Schreiben hinkt immer ein wenig nach, aber nach all den Eindrücken, die einem jeden Tag passieren wollen, bleibt dann oft nur mehr wenig Lust am Abend, wieder alles rauszulassen.

Aber wir beginnen noch mal von vorne, zumindest beim ankommen.
Die Taxifahrer in diesem Land sind die gleichen wie bei uns. Nur das hier keiner von hier ist.
Außer die Rothäute, aber die hat man vorsichtshalber in Reservate eingewiesen.
Also alle Zuwanderer oder besser Zufahrer - Zuschiffer.
Wir genießen die Fahrt durch die Stadt, über eine der Brücken, dessen Namen ich schon wieder vergessen habe, leisten uns den unnötigen Luxus vom Taxi ins Hotel, bzw. in die Absteige gebracht zu werden.
Wobei für mich fraglich scheint, ob in dieser Absteige das Absteigen wirklich noch möglich ist. Eva ist eine genaue Hotelzimmerinspizientin, auf ihre Meinung verlasse ich mich gerne, auch wenn sie hier nicht besonders positiv ausfällt.



Hotelzimmer 1: Die Blutlache


Der Boden sieht aus als ob er schon das Blut mehrer Bluttaten aufsaugen musste. Die Spritzer auf der Wand, dem Bodenflecken folgend, würde die Theorie unterstützen. Der Dusche fehlt der Kopf und der Duschakt wird zu einer Hochdruckreinigung. Mit anschließend zwar gewaschenen Haaren, aber dafür Kopfweh.
Schnell ist beschlossen sich etwas Neues zu Suchen, so billig es hier auch war - das könnte keine weitere Nacht, mit vielleicht anschließender Bluttat rechtfertigen.
Am nächsten Morgen brachen wir uns auf - Internetrecherche und ein Zeitungsinserat brachten uns auf die West 82nd Street, Upper West Side.

Dank sei unserer Privatvermieterin. In der Nähe des Natural History Museums und des Central Parks, dürfen wir nun im Dachgeschoß des 15. auf die Nachbarfassaden starren.
Dürfen uns das erste Mal dem amerikanischem Fernsehen hingeben, welches seine angepriesene Dummheit, dank anfänglicher Sprachschwierigkeiten, noch nicht ganz zu Geltung brachte. Dürfen unsere mitgebrachte, aus China nach Europa importierte, USA Karte aufhängen.








Aber wirklich dankbar setzen wir uns nach einem Besuch im Natural Histroy Museum in den Central Park, um uns die Explosionstrümmer um die Ohren fliegen zu lassen.

Mittwoch, 18. Juli 2007

nach dem Flug ist vor dem Flug

Das Zittern in den Händen ist vorbei.

Nach einem Frühstück, Cafe im Halbliterbecher und einem Bagel, vor allem aber einer weiteren Nacht, also einem noch größeren zeitlichen Abstand zur Flugreise, gelingt es mir den Becher wieder ruhig zu halten.

Habe ich schon gesagt, dass ich das Fliegen hasse? Ich glaube schon.

Ist man mit dem Schiff unterwegs, das auch nicht in New York ankommen könnte, versinkt es in den Fluten, dann ertrinkt man. Begeben wir uns aber in ein Flugzeug, stürzt das zuerst ab, und dann ertrinkt man trotzdem. Oder es macht eine Bruchlandung in Grönland und die Erfrierung ist dein zweites Schicksal.

Immer der doppelte Scheiß.

Ich möchte nicht sagen, der Flug war ganz die Hölle im Himmel, aber Turbulenzen sind mir am Boden schon lieber. Wobei, seit vor Monaten ein Zug so im Schwanken fast entgleist wäre…Der Mann der neben mir saß, blieb dabei ganz gelassen: Jetzt auch noch das, wir hatten gerade vor einer Stunde einen Triebwerksschaden. Ich derweil schon fast einen Herzinfarkt. Aber nach dem 3maligen übertreten der normalen Schwankamplitude und dem herunterfallen der Gepäcksstücke, setzt das Metallrad wieder fest am Metallgleis auf und wir rollen weiter. Ich hasse den Verkehrstod, aber dieser wäre wenigstens auf der Erde gewesen, dort, wo das Sterben hingehört.

Der Absturz ist dagegen ein langsames Gleiten in den Tod, der beim Flug zumindest im Flugzeug nach New York, mit großer Wahrscheinlichkeit im Wasser endet.

Zuerst das langsame Lufttodgleiten, danach der Wassertod und erst zuletzt, der von mir geforderte Erdtod. Wäre man schon älter, könnte das Lufttodgleiten zum nachdenken über die Vergangenheit genutzt werden, der Film der vor einem abläuft könnte ein wenig ausschweifen, mit mehr Dramatik in den Szenen, man könnte noch Frieden mit sich und seinem Gott schließen, aber ich, der noch so jung ist, dessen Film gerade noch im Intro steckt, was würde ich machen - ich würde vor Panik nur schreien um danach einen für mich falschen Tod zu sterben.

Deshalb haben wir überlebt.

Der einzige, der in Mitleidenschaft gezogen wurde, weil ich danach forderte und Eva ihn mir freiwillig überließ, war ihr rechter Arm. Viele Turbulenzen, viel und festes Armdrücken, keine Turbulenzen auch ein wenig Armstreicheln.

Ärger hat es da schon unsere Sitznachbarin zur meine Linken erwischt. Das Baby hat zwar nach der Flaschenfütterung [ob die auch vor den Beamten aus der Flasche trinken musste damit sie sie mit an Bord nehmen durfte?] sich ein paar Mal mit partiellen Auswürfen gemeldet, aber so richtig kam es der Mutter. Zum Glück das meiste in den Papiersack und nur kleine Reste auf ihre Bluse.

Obwohl ich fast immer mitspeipen muss, wenn es jemanden neben mir kommt, was zum Glück nicht oft passiert, blieb es bei wenigen Aufstößen meinerseits.

Arm und Eva sei Dank.

Die Ankunft am Flughafen ist groß, wie der Flughafen selbst - aber ist nicht sowieso alles groß wenn man als Reisender aus Graz kommt. Wie in Graz alles klein ist, kleine Häuschen, kleine Geister, die darin leben, das Kleinbürgerturm und die Anderen, die zwar behaupten keine zu sein, denen aber die Negation auch nicht zur Großdenkerei verhilft - zu viel Rednern, zu großen Rednern, zu größer reden, vielleicht.

Wir sind jetzt im Land der Träume gelandet. Dabei dachte ich, wir wollten ins Land der Verwirklicher.

Sonntag, 15. Juli 2007

Kurztext zum Projekt









An A for an A [Austria for America]

Die zweintopf’s [zwei Grazer Künstler mit namen pichler Eva und pichler Gerhard] gehen auf große Reise und nehmen sich dabei ein noch größeres Projekt vor.

Begleitet von Tugenden wie Mut und Wissbegier ziehen sie in den nächsten drei Monaten aus, um Good Old America, angeblich ja „God’s Own Country“ für Österreich einzunehmen.

Bei ihrer Reiseroute handelt es sich nämlich um die proportional vergrößerte Außengrenze Österreichs, die den USA eingeschrieben wird - frei nach dem Motto: „wir sind gekommen, um euch zu erobern“ folgen unterwegs zahlreiche symbolische, österreichische Stadtneugründungen auf amerikanischem Boden.

Eine Sichtbarmachung all dessen, was der amerikanischen Massenkultur ohnehin schon lange vorher gelungen ist – die kulturelle Vereinnahmung – eine Infragestellung des Traums von den unbegrenzten Möglichkeiten, der zum Traum des ewig Gleichen, zur mittelmäßig spannenden „Daily Soap“ verkommt ebenso, wie Aufzeigen der Verbreitung der amerikanischen „Kultur“ bis in die letzten Winkel der Erde…

wenn das keine offensive Kulturpolitik ist!?

Mit einem zum Souvenirladen ausgebauten Wohnmobilvehikel zieht zweintopf quer durchs Land und nutzt das österreichische Klischee als prädestiniertes Heimatfilmland gehörig aus. Kulturbanalismus frei nach „Sound Of Music“ inkl. aller gängigen Stereotypisierungen vom naturverbundenen, singenden „Bergvolk“ soll die gängigen Amerikanismen einmal gründlich aufmischen – ein wenig „Exotik“ würzt schließlich die Massenkultur…

zweintopf lebt Kulturimperialismus in Übersee – drei Monate Kitsch, Kunst und Kampf ums kulturelle Überleben




vor der sause

Die letzte Nacht in Wien, nicht zu Hause, aber in Österreich. Unsere Finger sind ordentlich geputzt, man will ja schließlich saubere Fingerabdrücke abliefern.

Im Reiseführer steht man reise in „Gods own country“ - endlich wissen wir wo er nach der Georgienpleite hingezogen ist.

Georgien, so will es die Legende, war als Wohnsitz Gottes entworfen. Als aber am Ende der Schöpfung, ein Volk noch keinen Platz auf Erden hatte, schenkte Gott, ganz uneigennützig, den Georgiern seinen Wohnsitz. Jetzt aber ohne Land, wo sollte er hin. Anscheinend war es die USA.

Nun versuche ich den Schlaf der Flugangstgeplagten zu schlafen.

Donnerstag, 12. Juli 2007

zweintopf vor!!

Wenn ich im nach hinein über diese Idee, die damals kurz vor dem Dämmerschlaf kam, nachdenke - denke ich an Alles.
Es war eine Idee, sicher eine, die ich gut fände, wenn sie jemand anders ausführen würde - ein bisschen verrückt und so. Verrückt, aber sympathisch und ein wenig zynische Ironie oben drauf. Gut so.
Aber ich, wir - würden wir das tun können?
Zuerst war es nur eine Einreichung - wieder mal eine die daneben ging, aber eine die uns am Herzen lag und hing. Trotz des nicht genehmigten Stipendiums wollten wir es wagen - und nun stehen wir kurz davor.

Aber bevor das „Alles“ kam, ging auch so ziemlich alles daneben.
Zuerst Zeitverschiebungen ohne Ende. Ich, der dann doch am Architekturstudium hängt, wie der Floh am Hund (gerne allein unterwegs, wenn’s aber ans Fressen geht, immer am anzapfen) musste ein Entwerfen zu Ende bringen. Dann kommt auch noch ein Essen mit den Eltern dazwischen und sofort. Sie kennen das ja. Da glaubt man einmal eine Woche für sich zu haben, schon ist wieder der Müll runter zu tragen, und danach gleich Sonntag.

Egal, der Termin stand fest, der 10.Juli. Flug, Gewand, Koffer, österreichische Souvenirs, alles war besorgt. Ja, sogar meinen Pass habe ich kopiert, in Evas „all in One“, Druck, Fax, Scan und Kopierkiste, zwecks Verlust und so.
Die letzte Nacht war gut in Graz, die Eva hat so fantastische Bettwäsche vom ****, eine Decke die sich 210 *240 über deinen und den Körper des anderen spannt, und die Eva hat das andere Wunderding, das 4 Sachen in einem, wenn auch nacheinander erledigen kann.
Der Wecker ging dann um vier.
Ein bisschen früh aber, ok.
Eine kleine Marotte die wir uns erlauben - den Wecker immer eine Stunde vor dem Aufstehen zu stellen. Danach ist der Andere, der nicht den Wecker bedient genervt, warum der Andere, also der den Wecker bedient, den Wecker nicht einfach eine Stunde nach vorne stellt um weiterzuschlafen, sondern ihn alle 10 Minuten wieder erklingen lässt. Bis zum heutigen Zeitpunkt haben wir noch keine Einigung darüber erzielen können.
Aber ab fünf geht alles nach Plan.

Aufstehen. Frühstücken. Aufpacken. Die Wohnung noch zweimal absuchen. (Eva’s), meine habe ich ja an 3 Tschetschenen vermietet. (die suchen vielleicht gerade meine ab).
Um 6:31 geht der Zug nach Wien, dort dann der Flug um 11:00 nach München und dann weiter nach New York.
















Alles im Plan, wir sind um 6:20 am Bahnhof, um 6:25 am Bahnsteig, ÖBB Neusprech Gleis 4. (eine Ermunterung zum Selbstmord?). 6:26 im Zug und 6:27 Platz genommen an einem freien Vierer.
Die Eva sieht noch mal alles durch, Gepäck, Bauchtasche (gefüllt mit Dokumenten, Geld, Pässe - laut Eva eigentlich nur mit einem Pass).
Ich gleich am Suchen. Tasche oben auf, am Rucksack (den ich übrigens schon seit 8 Jahren mit auf Reisen habe), nichts - Rucksack in der Mitte auf - zwar frische Boxershorts anwesend aber nicht mein Pass - Rucksack unten auf, die Kopie vom Pass anwesend, aber das Original nicht auffindbar.
Im gleichen Moment kommt dann immer die Erinnerung an früher, an ähnliche Momente als andere Aussteigen mussten, aber auch an den Moment, als im „all for one“ oder im „all in one“ Gerät die schwarz weiße Kopie einer schlechten Fotografie raus kam. (also auch gleichtzeitig der Moment, als man beim Niedermeyer einer schrecklichen Fratze von Passfotografie für 12 Euros entgegenblickte, und meinte man sei zufrieden mit dem Ergebnis.)
6:31 Kurz bevor der Zug abfährt stürmen wir raus, dann steht am Bahnsteig, Gleis 4 und weiß im ersten Moment nicht so recht weiter.
Der Depp des Tages steht schon fest und die Eva ist grantig ohne Ende, und das verständlich. Mit dem nächsten Zug kommen wir sicher nicht rechtzeitig in Schwechat an, trotz CAT, der ja nur 5 Minuten schneller ist und 4mal so viel kostet.
















Um das ganze ein wenig abzukürzen, jetzt sitze ich in Wien, die Eva auch. Unser Flug geht am 15. Juli - zum Glück. (davor ist alles ausgebucht)
Der Gram und die Wolken sind schon ein wenig verzogen, und wieder mal sehen wir uns das Musemusquatier an.
Die Kosten für die Umbuchung muss ich bezahlen, aber dafür gehen wir das erste Mal nach Schönbrunn, und ich sehe Tiere in Gefangenschaft. Vorher waren wir im Rup’s essen, und finden einen Zettel der zum Tierschutzlunch einlädt (natürlich vegan). Dabei stoßen wir zum ersten Mal, auf dem mir unbekannten Begriff des „Speziesismus.“* mit Stern dabei.

* Kampf gegen die Ausbeutung der Tiere nur ihrer Spezies wegen. (ein bisschen eleganter formuliert; ein bisschen lachen muss ich schon, auch wenn die Veganer nicht einstimmen werden, aber Wien ist ein guter Ausgangspunkt für die Weiterreise nach New York.
Die Eva ist auch schon ein wenig versöhnlicher - bilde ich mir ein,

Aber

Das Abenteuer wartet, in der Warteschleife.
www.zweintopf.net