Mittwoch, 5. September 2007

Der 1000km Tag Teil02


Die Möwen kreisen schon über uns, als wir am 3. das erste Mal auf unserer Reise den Strand zum Meer betreten. Seit meinen jugendlichen Enttäuschungen über das Meer, war ich schon unzählige Mal wieder an Orten des salzigen Wassers, aber die Wunden konnten nicht mehr geheilt werden.

Ja Zypern, damals gerade so zwischen Kind und Geschlechtsreife war ich auf ihr - Insel meines Vaters, der damals als Blauhelm die Griechen vor den Türken oder umgekehrt beschützt hat und sich später zusammen mit Arnulf Prasch auf dem Weg machte, um ihnen mit österreichischer Volksmusik endlich richtige Kultur beizubringen.

Damals war es Winter und ich wurde ein zweites Mal vom Meer im Stich gelassen.

Nach den Träumen eines Siebenjährigen, der von seinen Eltern mit nach Kroatien genommen wird - und mit geschlossenen Augen schon Palmen und Sand sieht - um sich danach mit bloßen Füßen auf Felsen die Sohlen aufzureißen und sich nicht ins Meer zu trauen, weil dort so viele Pflanzen und Tiere herumschwimmen, kam dieses Mal die Kälte und der raue Wind den Weg entlang. Es war Dezember.

Zweimal wurde mir das Meer genommen, und seitdem mag ich es nur noch um des Sehens willen oder um es zu hören. Manchmal wate ich noch in den Wogen dahin, um meine Fußabdrücke zu hinterlassen und ihnen nach der zweiten oder dritten Welle beim verschwinden zuzusehen.

Die ersten entspannten Stunden seit Tagen bringen mich zurück auf unsere Fahrt durch Idaho/ Oregon.



Bevor das getrunkene Wasser uns vor einer dubiosen Tankstelle zum stehen zwingt, beglücken wir ein weiteres Falls (Valley) mit unserer Markierung. Mit einem W auf der Straße bringt man sich dem Traum eines überdimensionalen, Amerikawürdigen Zweintopfschriftzuges näher.



Zuerst mussten die Schlüssel im einem kleinen verdreckten Verschlag, von einem großem verschwitzten Typ im dunkelblauen Willamette University Salem Shirt geholt werden, um danach in einen noch dreckigeren Winkel geschickt zu werden. Wir konnten das WC nur hintereinander benutzen und als Eva dran war, verschwand auch der Typ. Ich dachte mir nichts dabei, nur wie später Eva bestätigte, hatte die schleimige Gestalt nichts Besseres zu tun, als über ein kleines Loch ins Klo zu starren. Als sie lauthals protestierte, fuhr er auf und kam wieder zu mir zurück. Wortlos übergaben wir ihm den Schlüssel und, dem Ekel möglichst schnell fliehend, rasten wir davon. Die nächsten Stops der
selben Art versuchten wir in seriöseren stillen Örtchen zu verbringen.

Die Spannertanke

Am Strand besorgen wir uns eine Zeitung und da fällt uns eine Schlagzeile über eine Sexaffäre am Klo ins Gesicht. Darin verwickelt der jetzt ehemalige Senator von Idaho, mit Sitz in Boise. (Boise, die Zweite). Dieser moralapostolische Republikaner hatte nichts Besseres zu tun als sich in so genannten Cruising Zones (in homosexuellen Insiderkreisen „ausgewiesene“ Flächen für den schnellen Verkehr) herumzutreiben. Als er aber am 11. Juni auf einer Flughafenherrentoilette einem verdeckten Ermittler auf dem Leim ging (der fand die Signale aus der Nachbartoilette nicht besonders erotisch), musste er politische Federn lassen - klar das es einer Partei, die für ihre homophobe Haltung bekannt ist, nicht gut in den Plan passt, wen die eigenen Senatoren außerehelichen Vergnügungen frönen. (und wenn es doch vorkommt, sollte man sich wenigstens nicht dabei erwischen lassen). Heute gab er „in front of his family“ den Rücktritt bekannt.

David Letterman meinte dazu nur: “Einige Republikaner fordern Senator Larry Craig auf, schleunigst zurückzutreten. Und zwei von ihnen wollen seine Telefonnummer haben“.

Mit einem erschreckten Lächeln im Gesicht, widme ich mich meiner mitgebrachten Lektüre. „Mond über Manhatten“, von Paul Auster.

Nach den ersten 30 Seiten der Lektüre stirbt der letzte Verwandte der Hauptfigur Marco Fogg, in Boise (Boise, die Dritte).

Ich glaube wir wissen nun alles über diese Stadt.

Sie lässt sich gut umfahren, eignet sich besonders, um die politische Laufbahn zu beenden und auch dem Sterben verschließt sie sich keineswegs.

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