Es ist wieder HTL- Zeit in meinem Kopf und da war es im Lehrplan vorgesehen, die ersten drei Jahre des Unterrichtes mit handwerklichen Fächern aufzulockern, oder wie in meinem Fall, eher zu verschärfen. Hämmer waren nie meine Freunde, auch heute noch nicht. Ein blauer Daumen kommt öfters vor als ein Nagel, der zur Abwechslung mal richtig in der Wand stecken bleibt. Meist bleiben Bilder unaufgehängt und monatelang an die Wand gelehnt.
Aber die HTL hatte uns nicht nur mit Hämmern in der Zimmereiwerkstätte versorgt, nein es gab ein Rotationssystem quer durch alle Werkstätten. Mein größter Feind dabei, war die Minimunduswerkstätte.
Jetzt muss man kein Kärntner sein, um zu wissen, dass hier bestimmt Modelle für die „kleine Welt am Wörtersee“ hergestellt werden. Der Leiter der Werkstätte, ein kleiner Kauz mit Schnapsnase, der ein wenig wie Hubert Gorbach aussieht, den ich aber damals noch nicht kannte, war ein Feinspitz in Sachen Talenterkennung.
So wurde ich meist für ihn minderwertige Arbeiten eingeteilt.
Während die anderen mit Fräswerkzeug Ornamente zauberten, durfte ich den Staub wegwischen. Wenn die anderen an einem Relief über „Auer von Welsbach“ arbeiteten, durfte ich in vorgefertigte Formen aus Kautschuk (die hatten geschicktere Kollegen bereits hergestellt), Gips einfüllen, um Weihnachtssterne oder Engel zu…zu…äh…(formen war es ja keines mehr) generieren.
Trottelarbeit also.
Aber selbst dabei kam die Schnapsnase vorbei, um mir mit einer Spachtel und einem abgespreiztem kleinen Finger zu zeigen, dass ich den Gips falsch in die Form streiche. Es war nicht mein Jahr in dieser Werkstätte.
Als aber ein Jahr später die komplizierten arbeiten am Dresdner Zwinger abgeschlossen waren und das neue Projekt der CN Tower sein sollte, war meine Zeit gekommen.
Bei so viel Betongrobheit konnte nicht viel schief gehen und so durften ein Kollege und ich (oft war man in Zweierteams gespannt) beim Betonieren helfen. Er, der nicht der hellste in Sachen Handwerk und in der Theorie war, verwickelte mich in ein wunderbares Spiel.
Die Betonschalung aus Holz für den Turm war nach einer Seite hin geöffnet (da wird der Beton rein gefüllt) und darin, quasi in den Bauch des Turmes, waren Unmengen Bewehrungseisen gespannt.
Um dem ganzen also noch ein wenig an Haltbarkeit hinzuzufügen begann er, Nägel in die Schalung zu schmeißen. Daraufhin schmiss ich ein paar Schrauben hinein. Wir hörten, wie sie langsam die Schalung runter flogen, dabei immer aufschlagend an bestimmten Eisen. Das Ding war doch immerhin 7m lang.
Wie es so läuft, wird ein Spiel nicht einfach nach ein paar Schrauben beendet. Der Reihe nach ließen wir noch einen Schraubenzieher, einen Hammer und zu guter letzt einen Schraubbohrer hineingleiten.
Eine Woche später wurde betoniert und unsere größte Sorge, das der Schraubbohrer nicht bis ganz zur Innenseite der Schalung durchdrungen war. Das würde nämlich bedeuten, dass nach dem Ausschalen ein großes „Makita“ Zeichen im Beton zu lesen gewesen wäre.
Wir hatten Glück, keine unserer Teile war nach dem Betonieren zu sehen, aber noch heute steht der CN Tower in Klagenfurt mit einer Makita im Bauch da.
Jetzt sind wir 120 km nordwestlich von Toronto.
Den Plan endlich Kilometer zu machen wurde beim Anblick der großen Seen verschoben und so nutzen wir die Chance noch ein wenig in Kanada zu verweilen.
Owen Sound, eine kleine 20 000 Einwohner zählende Stadt, gibt uns dabei Herberge. Die Hoffnung hier mit offenen Armen empfangen zu werden (wir hatten uns mailmäßig angekündigt) war nicht eingetroffen, aber wir lassen uns nicht entmutigen. Schon wurden die nächsten Aufenthaltsorte angeschrieben.
Am Morgen lese ich im Internet, dass Georgien Russland beschuldigt, in der Region Südossetien (ein Gebiet, das sich weigert, zu Georgien zu gehören) eine Bombe abgeworfen zu haben. Zu Mittag erfahren wir, dass in Owen Sound im Roxy Theatre ein „Georgian Theatre Festival“ stattfindet. Am Nachmittag kommen wir bei unserer Stadtbesichtigung am Billy Bishop Museum vorbei, der im 1. Weltkrieg ein gefeierter „flying ace“, also Bomberpilot war.
William "Billy" Bishop Museum
Solche Ketten passieren mir in letzter Zeit öfters. Unheimlich bleibt es allemal.
Trotz all der Liebe zu Museen und Theaterfestivals müssen sie dieses Jahr aber ohne uns auskommen.
Gegen Abend begeben wir uns zum Lake Huron. Friedlich schauen wir in eine, in uns romantische Gefühle hochkommen lassende, amoralische Landschaft.
Wir üben uns im flache Steine auf der Wasseroberfläche tanzen lassen - tanzen in den Sonnenuntergang und gründen ganz nebenbei NeuPörtschach. Ganz ohne Touristen und so.
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