Sonntag, 26. August 2007

Iranische Schweinekinder im Kopf

derzeitiger geographischer Status:
Jackson

Nachtrag Aberdeen

Aberdeen, Aberdeen immer wieder Aberdeen…
Es mag nicht vergehen, ein Kaff wehrt sich gegen das Nächste und die einzige Waffe uns länger in den Fängen zu behalten wurde gebraucht - Eva ist krank.
Liegt danieder, wo vier Wände einen grauenhaften Raum aufspannen. Rosarot kotzt es von den Seiten. Einzig eine Rose in der Wasserflasche macht die Umgebung lebend - gekauft von einer alten Frau, die 5 Dollar dafür wollte.






Während die Eva einsam im Bett liegt, laufe ich im Niemandsland herum. Sitze im Cafe und trinke einen Apfelsaft und lausche den Buchstaben. Amerika steckt wieder mal in der Krise, steht in der Zeitung und ich denke mir, „Fuck the News“ - gibt es den Schlimmeres als jeden Tag etwas Neues zu erfahren.
Lieber sollte man die Banalität kultivieren.
Und in diesem Moment wünsche ich mich nach Hause.

Dem Apfelsaft folgt ein Cafe Americano und ein unfreiwilliger Gesprächspartner. Ich bin es zwar gewohnt, mir das Leid Betrunkener am Abend anzuhören, aber am Tag, das ist neu. Die Gurker Schule hat mich gelehrt, aber dem Amerikanischen immer noch nicht mächtig, setzt mich die delierende Nuschelei vor ein Problem. Aber ein „Yes“ auf den Lippen ist schon die halbe Miete - und so lässt mich das Holzfällerhemd nach Hasstiraden gegen die Regierung Bush in Ruhe.

Die Nacht treibt mich in einen unruhigen Schlaf.
Neben mir die grippige Eva, in mir ein wütendes Unterbewusstsein.

Wir befinden uns auf einem Bauernhof, daneben ein Gasthaus mit Asyl suchenden Familien. Man freundet sich an (im Heimatdorf Evas existierte bis vor Kurzen genau jene beschriebene Szenearie). Eine der iranischen Frauen erwartet, wie sie uns in einem vertrauensvollen Moment erzählte, ein uneheliches Kind. Nach dem Geständnis verschwimmt alles ein wenig im Nebel...das Kind ein Problem….niemand darf es wissen…Panik…Angst…Wir versuchen zu helfen. Nach der Geburt, bei der ich und Eva zusehen, verstecken wir das Neugeborene in einem Schwein, welches das Baby am nächsten Tag erneut auf die Welt bringt - und wir sind dann Eltern, von einem iranischen Schweinekind - aber glücklich.
… aufwachen, die Eva hustet neben mir.

Amerika ist wieder da, ohne Kind - dafür mit kranker Eva.

Zwei Tage später - ein Morgen, eine sich zeigende Sonne und ein Lächeln im gegenüberliegenden Bett. Die Krankheit zog ihren Hut, ließ uns wieder allein.
Danach ein Frühstück, das uns an unsere Aufgaben zu erinnern versuchte.

Am Nachmittag lassen wir uns fußläufig in die Peripherie entführen. Sitzen ein wenig zwischen den Feldern, die hier alle kreisförmig sind und von rotierenden Armen bewässert werden. Das macht sie zwar nicht besser, aber von oben sieht es aus wie ein frischer Paul Klee in rund.
Würden wir in einem 5fach vergrößerten Österreich sitzen, das sich in den USA befindet, wäre unser Arsch gerade in Braunau.






Und so beim Sitzen, kommen ein paar Einheimische vorbei mit denen es zum Gespräch kommt. Wir erklären wieder mal unsere Lage. Die Notwendigkeit, New Braunau zu gründen wurde dabei unterstrichen und derweil sich hinten über den runden Klee-Feldern, die Sonne senkt, erfuhren die Amerikaner etwas Neues – Hitler war ein Österreicher.
Nun verstehend, half man uns bei der Gründung eines antifaschistischen New Braunau, was die Zukunft bringt, muss dort ohne uns entschieden werden, aber wirkliches Verständnis blieb aus, kategorisch antifaschistisch präsentierte man sich übertrieben nationalistisch – das gleiche Übel in ähnlicher Konfektion.






Einen Schlaf später, erfülle ich einen dringenden Wunsch Evas, wir besorgen uns ein Auto…und noch wichtiger wir sind schon viel weiter, aber mein schreiben hinkt hinten nach…

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