Schiffe und Fähren sind, wie ich bisher an dieser Stelle wohl noch nicht zugegeben habe, nicht so ganz mein Metier, ehrlich gesagt, ganz und gar nicht. Die Stunden einer solchen Überfahrt werden für mich stets zur Qual… Ausprobiert habe ich ein solches Abenteuer zuletzt in Irland auf einer Fähre von Galway nach Inisheer.
Gut ausgerüstet mit Reise-Anti-Mir-Wird-Übel-Beruhigungskaugummis begebe ich mich in Tobermory auf schwankenden Boden, um konzentriert und einen Punkt fixierend vor mich hin zu starren und mich von Gerhards Anwesenheit und seinen Witzeleien ja nicht ablenken zu lassen und damit wir irgendwann hoffentlich South Baymoth erreichen…
Aber es hat keinen Zweck… nach gut einer halben Stunde Fahrt gehe ich ganz unaufgefordert raschen Schrittes auf das schiffseigene Klo, dessen Lage ich schon zuvor in Abstimmung mit meiner Sitzplatzwahl ausspioniert hatte, um mich dort während der restlichen Fahrt zum zweiten Mal an diesem Tag mit meinem Frühstück zu beschäftigen, wenn auch nun wesentlich eingehender, als beim ersten Mal…
Ich verlasse das Klo, das mich sehr an das Innere einer Waschmaschine erinnert, weil vor dem runden Bullauge ständig Wasser wogt und schäumt, nur, um mal nachzufragen, wie lange noch… Gerhard und die Mitglieder der Crew grinsen mir entgegen, sodass ich die Tür gleich wieder schließen muss und mich erneut der Kloschüssel zuwende…
Endlich festen Boden unter den Füßen geht die Odyssee auch schon weiter, mit dem Bus von einem Kaff zum nächsten tuckernd. Das Busfahren scheint mir nun, ob meines völlig entleerten Magens und des geschwächten Zustandes kaum mehr was auszumachen. Ich döse vor mich hin, bis in Kaff sowieso ein ziemlich heruntergekommener Typ einsteigt, der leider den Sitz hinter uns gebucht hatte und dessen Fußtranspiration von direkt unter meinem Sitz sich derart in der Nase festsetzt, dass ein griffbereiter Kübel wieder dringend notwendig gewesen wäre.
Ich habe keine Ahnung, wie lange man sich nicht waschen muss, um so zu riechen, aber, wenn ich ehrlich bin, will ichs gar nicht wissen. Ich bin also für sofortiges Aussteigen, Gerhard ist natürlich dagegen, weil ja dann unsere Tickets verfallen. Lautstark beginne ich AUF Deutsch zu protestieren, dass ich keineswegs vorhabe, an durch fremden Schweißfuß herbeigeführter Atemnot zu sterben und das vor allem nicht qualvoll und über acht Stunden hin… Also versuchen wir, uns umzusetzen, was bei reservierten Plätzen zwar einigen Tumult auslöst, aber man glaubt gar nicht, was man erreichen kann, wenn man sich dumm und uneinsichtig stellt und so tut, als würde man sprachmäßig rein gar nichts verstehen.
Mit neuem Platz in der ersten Reihe hinter dem nach Aftershave duftenden Fahrer kann ich hier nun getrost schreiben, Tomahawk, wir kommen wirklich! Noch heute!
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