Donnerstag, 30. August 2007

Angstbeißer

Ich habe Angst.

Am meisten vor dem Tod und seinen Gefährten.

Also Krieg, über eine Straße ohne Schutzzone gehen (aber auch über eine Straße mit Schutzzone gehen), vor Einbrechern (vor allem vor jenen, die mit der geringen Ausbeute in meiner Wohnung unzufrieden sind) - also eigentlich immer.

Aber die Angst treibt einen über die Straße, lässt einen nicht in der Mitte stehen bleiben.

Todesangst ist also Lebensbejahung.

Ich kann mich an keinen Tag erinnern, an dem ich mir nicht vorgestellt habe zu sterben, oder eben mir das Gegenteil bekräftigt habe.

Nach Jahren mit dieser morbiden Auseinandersetzung habe ich aber noch immer keine Lösung gefunden.

Nur die Vorstellung, die Welt sei einer Erfindung von mir, bringt manchmaliges Aufatmen, was ja gleichzeitig ein vollkommener Blödsinn ist - ich würde mir das schließlich alles nicht ausdenken.

Schönheiten sind die Hotels hier wirklich nicht, dafür haben viele große Schilder. Meist größer als das Zimmer. Alliance macht da in der Liste keine Ausnahme.

Diesmal beglückt uns das Days Inn (Kategorie four Sunnbursts ??) für 2 Nächte.



Der Name des Hotels klang wie eine Empfehlung zur Tagesnutzung.

Aber bei der Ankunft hatte der Abend schon seine ersten Kunden losgeschickt - und dass die Nacht uns nichts zu lachen bringen würde, war nicht nur eine Vorahnung.

Jung und noch eher unerfahren zu sein, hat den Vorteil noch nicht auf reichliche Erfahrung zurückgreifen zu müssen. Bevor uns die Riesenspinnen in Alliance überfielen, wusste ich von meiner Arachnophobie. Aber ich wusste nicht, dass keiner da sein würde, um sie zu bekämpfen.

In dieser Nacht wurde ich wieder drei - und hatte zwei Erinnerungen, beide mit Schmerz bepackt.

Früher noch, bevor die Spinne kam, waren meine Eltern in ihr neue gebautes Haus am Kredithügel in Gurk gezogen. Mit Krediten kannte ich mich nicht aus, aber Hügel, das war meine Welt.

Das war auch die Zeit, als im Urtlfeld das Gras noch nicht gesprossen war, es mich aber am Plastiktraktor sitzend, durch die Berberritzen trieb. Immer schön den Brettern zu, die das Anwachsen des Grases am Hügel erleichtern sollten, die sich langsam rollend und schmerzhaft näherten. Zum Schluss blieb man meistens mit Gesicht nach oben am Kanaldeckel von Urtlfeld 18 liegen.

Später wurden mir die Berberitzen wieder zum Feind, als sie sich im männlichen (bübischen) Zweikampf neuerlich in meinen Rücken bohrten.

Aber zwischen den körperlichen Schmerzen kam der Tonebühel, ein weiterer Hügel, der anfangs mein Verlangen zu Insekten stillte. Mit Liebe zum Entdeckertum ließ ich auch eine Spinne an mein Fleisch, die aber meine guten Absichten ausnutzte und gleich ordentlich zubiss.

Die Erfahrung beherrscht die Erinnerung, der psychischen Schmerz begann sich im Dreijährigen auszubreiten.

Den Jahren darauf folgten immer mehr Spinnen in dem neu gebauten Haus. Die Begegnungen wurden öfter und schmerzlicher.

Wo in Gurk, meine Mutter einschritt um die Situation zu klären, oder zumindest ein Leitz Ordner um die Ecke lag um das Vieh zu beruhigen – besser gesagt darunter zu begraben, blieb in Alliance nur die peinliche Angst zweier erwachsener Menschen.

Am Tag des Einzugs in Days Inn, gab es keine Vorwarnungen, zumindest das Personal hüllte sich in Laken des Schweigens. Wir mussten unsere selber aufziehen. In der ersten Euphorie des bevorstehenden Schlafes ist man auf einem Auge blind.

Erst wenn Ruhe einkehrt nach dem Hochlegen der Füße, wenn das Herumschweifen der Augen beginnt, sich dort an einem Riss, da an einem Fleck stößt, bemerkt man wieder mal, dass man das Zimmer allzu voreilig als Ok eingestuft hatte.

Wenn sich die Flecken beginnen dreidimensional auszuformen und haarige Beine bekommen, ist die Panik nicht mehr weit.

Zitternd versuchen wir Gegenstände in Erwägung zu ziehen, um den Biestern habhaft zu werden. Wir schlagen auf sie (meist jedoch Eva), aber sie wollen nicht vergehen. Sie beginnen zu laufen - ich glaube die haben auch Todesangst.

Der Marathon beginnt.

Die halbe Nacht jagen wir wachsam im Zimmer herum, um danach Schweiß gebadet, unter den Laken Platz zu nehmen.

Der Schlaf überkommt uns, fast am Ende der Nacht wacht Eva auf, dabei fuchtelnd nach einer vermeintlich neuen Spinne zeigend. Wieder stehen wir bei Licht dämlich im Raum herum. können diesmal aber nichts finden.

Auf die Beschwerde hin wurde uns ein neues Zimmer versprochen - wohl mit neuen Spinnen drin.



Um den Tag nicht im Spinnenzimmer zu verbringen, begaben wir uns nach Carhendge - der örtlich auch international bekannten künstlerischen Installation von Alliance.


Carhendge und zweintopf friedlich vereint


Die nächste Nacht kam viel zu schnell, mit ihr der erhöhte Blutdruck. Diesmal blieben die Flecken nur Flecken. Joghurt. Sperma. Blut

Next Stopp: Jackson, das schon am 25. unser Aufenthalt war.

Sonntag, 26. August 2007

Iranische Schweinekinder im Kopf

derzeitiger geographischer Status:
Jackson

Nachtrag Aberdeen

Aberdeen, Aberdeen immer wieder Aberdeen…
Es mag nicht vergehen, ein Kaff wehrt sich gegen das Nächste und die einzige Waffe uns länger in den Fängen zu behalten wurde gebraucht - Eva ist krank.
Liegt danieder, wo vier Wände einen grauenhaften Raum aufspannen. Rosarot kotzt es von den Seiten. Einzig eine Rose in der Wasserflasche macht die Umgebung lebend - gekauft von einer alten Frau, die 5 Dollar dafür wollte.






Während die Eva einsam im Bett liegt, laufe ich im Niemandsland herum. Sitze im Cafe und trinke einen Apfelsaft und lausche den Buchstaben. Amerika steckt wieder mal in der Krise, steht in der Zeitung und ich denke mir, „Fuck the News“ - gibt es den Schlimmeres als jeden Tag etwas Neues zu erfahren.
Lieber sollte man die Banalität kultivieren.
Und in diesem Moment wünsche ich mich nach Hause.

Dem Apfelsaft folgt ein Cafe Americano und ein unfreiwilliger Gesprächspartner. Ich bin es zwar gewohnt, mir das Leid Betrunkener am Abend anzuhören, aber am Tag, das ist neu. Die Gurker Schule hat mich gelehrt, aber dem Amerikanischen immer noch nicht mächtig, setzt mich die delierende Nuschelei vor ein Problem. Aber ein „Yes“ auf den Lippen ist schon die halbe Miete - und so lässt mich das Holzfällerhemd nach Hasstiraden gegen die Regierung Bush in Ruhe.

Die Nacht treibt mich in einen unruhigen Schlaf.
Neben mir die grippige Eva, in mir ein wütendes Unterbewusstsein.

Wir befinden uns auf einem Bauernhof, daneben ein Gasthaus mit Asyl suchenden Familien. Man freundet sich an (im Heimatdorf Evas existierte bis vor Kurzen genau jene beschriebene Szenearie). Eine der iranischen Frauen erwartet, wie sie uns in einem vertrauensvollen Moment erzählte, ein uneheliches Kind. Nach dem Geständnis verschwimmt alles ein wenig im Nebel...das Kind ein Problem….niemand darf es wissen…Panik…Angst…Wir versuchen zu helfen. Nach der Geburt, bei der ich und Eva zusehen, verstecken wir das Neugeborene in einem Schwein, welches das Baby am nächsten Tag erneut auf die Welt bringt - und wir sind dann Eltern, von einem iranischen Schweinekind - aber glücklich.
… aufwachen, die Eva hustet neben mir.

Amerika ist wieder da, ohne Kind - dafür mit kranker Eva.

Zwei Tage später - ein Morgen, eine sich zeigende Sonne und ein Lächeln im gegenüberliegenden Bett. Die Krankheit zog ihren Hut, ließ uns wieder allein.
Danach ein Frühstück, das uns an unsere Aufgaben zu erinnern versuchte.

Am Nachmittag lassen wir uns fußläufig in die Peripherie entführen. Sitzen ein wenig zwischen den Feldern, die hier alle kreisförmig sind und von rotierenden Armen bewässert werden. Das macht sie zwar nicht besser, aber von oben sieht es aus wie ein frischer Paul Klee in rund.
Würden wir in einem 5fach vergrößerten Österreich sitzen, das sich in den USA befindet, wäre unser Arsch gerade in Braunau.






Und so beim Sitzen, kommen ein paar Einheimische vorbei mit denen es zum Gespräch kommt. Wir erklären wieder mal unsere Lage. Die Notwendigkeit, New Braunau zu gründen wurde dabei unterstrichen und derweil sich hinten über den runden Klee-Feldern, die Sonne senkt, erfuhren die Amerikaner etwas Neues – Hitler war ein Österreicher.
Nun verstehend, half man uns bei der Gründung eines antifaschistischen New Braunau, was die Zukunft bringt, muss dort ohne uns entschieden werden, aber wirkliches Verständnis blieb aus, kategorisch antifaschistisch präsentierte man sich übertrieben nationalistisch – das gleiche Übel in ähnlicher Konfektion.






Einen Schlaf später, erfülle ich einen dringenden Wunsch Evas, wir besorgen uns ein Auto…und noch wichtiger wir sind schon viel weiter, aber mein schreiben hinkt hinten nach…

Freitag, 24. August 2007

Froschteiche und was daraus folgt


Das hast du eben davon, weil du zwischen New York und Aberdeen halt in jedem Froschteich baden musstest…. Ja Mama… äh … Gerhard… das nächste Mal werde ich sicher auf dich hören…

Ich muss zugeben, ich bin die letzten Tage daniedergelegen und habe das Bett nur zu notwendigen Bedürfnissen verlassen. Habe geniest, gehustet und gefiebert soviel nur ging und kenne mich jetzt absolut aus, was an Zeichentrickfilmen und Serien hier täglich so läuft.

Gerhard hat mich trotz aller Vorwürfe gegen meine Fahrlässigkeit liebevoll umsorgt, hat Unmengen an Tee, Taschentüchern und Aspirin und natürlich auch genug zu Essen in mein temporäres Krankenzimmer herangeschafft.
An ein Weiterfahren oder an irgendwelche anderen Outdooraktivitäten war nicht zu denken, sodass wir das jetzt und heute nachholen, wo ich doch seit gestern fieberfrei bin, um dann auf dem schnellsten Weg Aberdeen zu verlassen. Endlich.

Und auf dem schnellsten Weg bedeutet ab heute nicht mehr mit dem Bus über viele Umwege durch die Gegend sondern straight genau da hin, wo wir hin wollen… denn wir sind seit ca. 5 Stunden und zwanzig Minuten stolze Besitzer eines amerikanischen Großwagens (hier das Wort Kleinwagen zu verwenden, wäre absolut unpassend… dürfte ich mich im Dialekt bewegen, würde ich sagen „Riesenschüssel“)






Es handelt sich um einen alten Buick, ein sehr cooles Gefährt, dunkle etwas undefinierbare Farbe, ein langer Schlitten mit so netten Details, wie einem silbernen Cowboystiefel mit Sporen, den irgendein Vorbesitzer angebracht haben mag.



Wir haben eine Probefahrt gemacht und dann eigentlich ohne Zögern zugeschlagen, denn mit Auto wollen wir nun endlich um einiges schneller unterwegs sein. Der Kofferraum ist schon voll gepackt, die Rückbank mit allerlei Zeug bedeckt… Nach der langen Zeit des Lebens in Rucksäcken und Taschen ist es schön zumindest einen kleinen Platz zu haben, wo man sein Zeug ausbreiten kann, ohne es zwei Tage später wieder einpacken zu müssen.




Und irgendwie freue ich mich schon auf weite lange Autofahrten, wo das einzige Highlight des Tages das Tanken irgendwo im Niemandsland ist und das einzige Ziel: VORANKOMMEN…

Freitag, 17. August 2007

I love KFC


Wenn ich so richtig schlecht drauf bin, muss ich leider deutschen Punkrock hören. Heute ist so ein Tag. Und würde es nicht in meinen Ohren dröhnen, würde ich wahrscheinlich die Wände hochgehen.

Ich meine, es gibt sicher Schlimmeres als deutschen Punkrock. Ich höre halt dann die Ärzte, noch lieber Farin Urlaub oder so.
Gerhard interpretiert die Geräuschkulisse aus den Kopfhörern bereits richtig, er lässt mich in Ruhe. In Ruhe Musikhören und aus dem Fenster starren. Ich genieße solche Fahrten, wo man mit niemandem reden muss. Reisepartner, die ständig ein gegenseitiges Unterhaltungsprogramm abspulen müssen, halte ich daher nur bedingt bis gar nicht aus.

Unser Bus fährt gegenwärtig nach Aberdeen – ich glaube kaum, dass das jemandem was sagt, aber der Vollständigkeit halber wollen wir es natürlich nicht unerwähnt lassen. Auch uns sagt das nichts, aber es liegt nun mal auf der Route und getrödelt wird später – außerdem hat es gerade günstigen Reiseabstand zum letzten Ort usw.

10:00 Abend in Aberdeen – ich denke, wir sind am Hauptplatz oder so – das einzige Motel? Irgendwo außerhalb. Wir? Rucksäcke, Taschen, usw., bepackt wie zwei Esel, machen und auf den Weg. Taxis um diese Zeit? Hier? Die Leute tun gerade so als redeten wir von Schnee im Juni. Also. Nein.

„Wir brauchen unbedingt ein Auto…“, lamentiere ich. In einer großen Stadt mag man ja autolos auskommen, aber nicht auf dem Land. Hier fährt wirklich jeder. Führerschein, und dann sofort irgendein Auto – auch die letzte Schrottkarre ist okay. Aber erwähne ja nicht, du fährst Bus, dann bist du sofort unten durch!

Mein Gejammere stößt bei Gerhard nur scheinbar auf taube Ohren, denn ich glaube insgeheim verflucht auch er seine 25 Kilo auf dem Rücken. Wir latschen auf das neonpinke Motelschild zu, das einfach nicht näher kommen will. Von Neonreklamen verstehen sie wirklich was, die Amerikaner, das muss man ihnen lassen.

Ich nehme mir vor, morgen die leidige Autogeschichte in die Hand zu nehmen. So schwer kann das ja nicht sein… Wir kaufen einfach was Billiges, das fährt. Am besten so einen richtig breiten Amischlitten. Einparken kann hier sowieso keiner, da fällt sicher nicht auf, dass ich mit dem Gefährt dann halt auch nicht rückwärts in irgendwelche Mini-Parklücken hineinkomme.

Endlich das Hotel erreicht geht unser Zimmer auf die Straße raus…direkt vor dem Fenster prangt eine KFC- Leuchtreklame…damit ich auch im Schlaf nicht vergessen kann, wo ich bin…wie war das doch gleich, das mit der Leuchtreklame haben sie echt drauf, die Amis…


Dienstag, 14. August 2007

Der Ohrentrost

Ein Trost im langen Weltbestehen ist die unaufhörliche Vermehrung von melancholischen Musikstücken, die das Verweilen erträglicher gestalten. In traurigen Momenten gestaltet es sich besonders tröstlich Musik zu hören, die noch entrückter als man selbst scheint. Trost aus dem Leid der anderen.

Bei sich selbst aufräumen, das ist wohl zu viel Arbeit und oft sind auch die Regale nicht vorhanden.

Die Musik ist meist der einzige Trost der auch uns auf den zurückgelegten Kilometern begleitet. Die Suche nach Nähe, nach Freunden, die sich im baldigen Aufbruch ins nächste Kaff nicht zu verfestigen vermag, macht uns zu Ruhelosen.

Die freudige Tatsache neue Menschen kennen gelernt zu haben, wird mit jedem Abschied wieder getrübt.

Freundschaft ist ein langer Prozess, Bekanntschaft ein banales Filigranerlebnis. Nicht zu vermissen, niemals befriedigend und vor allem nicht zu verhindern. So bleibt jedes Bekanntschaftsereignis eben nur ein Temporärereignis - und danach müssen wieder die Tempos herhalten.

Also lieber doch bei der Musik bleiben.

Ein Hoffnungsschimmer - solange die Batterien voll sind.

Mit zusätzlich vierfacher Hoffnungsverlängerung wenn man Duracell geladen hat.

Nachtrag Detroit Lakes:



Nach dem Regen ist vor dem Regen - dazwischen siegt die Glut über das Wasser und die Welt ist am dampfen. Die Temperaturen steigen in den Himmel und die Lust etwas anderes zu tun, als unserer Entspannung zu frönen, liegt irgendwo im Kanal.

Dabei gestaltete es sich besonders vorteilhaft, dass der Ort über ein paar Seen verfügt.

Personen, die auf besondere Attraktionen des Ortes befragt wurden, waren besonders stolz auf zwei ganze Public Beaches - die natürlich zu bezahlen waren.

Dazwischen breiten sich die Privaten aus.

Ganz wie in Kärnten - Detroit Lakes - die Kretins der Zukunft.

Für den zweiten Höhepunkt, das Bird Festival, sei man schon zu spät dran, da werde schon für 2008 geplant. Die Frage, ob es so früh stattfinde, weil danach die Vögel nicht mehr da seien konnte uns keiner beantworten.

Nach diesen spärlichen, einheimischen Kontakten, blieb der ganze Tag zum braten. Für mich eher ein panisches Suchen nach Schatten in dieser gerodeten Gegend.

Wenige Bäume hier, dafür eine gute Sicht auf die Seen.


Eva verbringt die meiste Zeit im Wasser, dem ich lieber aus der ferne lausche. Immer mit dabei, Buchstaben die sich zu Wörtern formen, die auf Papier gepresst sind, welche sich zwischen zwei Deckeln aus Pappe, laminiert mit Kunststoff, befinden - damit lässt es sich gut durch den Tag kommen.




Beim Abendessen besprechen wir unsere weitere Vorgehensweise, die sich, wie so oft in ein „man werde schon sehen“ verflüchtigten. Dazwischen schmeichelt sich eine Gemüsesuppe an unseren Gaumen.

In jedem Fall würde der nächste Ort Aberdeen (New Braunau ruft) sein, dieser Schritt wurde einem quasi aufgezwungen, wollten wir im weitergehen nicht umstürzen.

Montag, 13. August 2007

Der Regenmacher

Es regnet seit zwei Tagen und keine Besserung in Sicht.

Dabei bleibt in der Ferne oft nicht mehr zu tun, als sich im 5m² Zimmer für 60 Dollars pro Nacht zu verkriechen. Der Regen prasselt auf ein schmutziges Dachflächenfenster, zusammen mit den erzählten Geschichten die einzige Verbindung zur Außenwelt.


Wenn ich dabei die Augen schließe, kann ich mir vorstellen ich würde bei mir zuhause in Gurk liegen, bei Nacht - wenn der Sturm die schrägen Fenster zum klingen bringt. Momente in denen das Einschlafen nicht zur Qual wurde.


Gemeinsam erinnern wir uns an die vergangenen Tage bei den Riley’s, das abendlich familiär zubereitete Essen, das auch sie nur monatlich genießen können. Denn die Kinder sind schon lange ausgezogen. Wie so viele andere Jugendliche dieser Gegend versuchten sie ihr Glück in der Stadt. Während der eine auf die Universität geht, versucht sich der andere in der Fastfoodbranche an der Theke. Kein Job mit vielen Zukunftschancen, wie uns die Mutter sichtlich enttäuscht erzählte.

Noch bestehe aber die Hoffnung, er komme eines Tages zur Vernunft, um den Hof des Vaters zu übernehmen. Immerhin seien hier 100 ha zu bewirtschaften.

Eine Fläche, die einen österreichischen Bauern zum Großgrundbesitzer mache, hier aber als kleine Landwirtschaft zu sehen sei. Der Durchschnitt, so wurden wir belehrt, liege bei 200ha pro Hof.

Für die Riley’s ist es besonders schwer im Wettbewerb zu überleben. Die Hoffnungen auf die Rückkehr des „verlorenen“ Sohnes, besonders aber die Rückkehr einer verlorenen Arbeitskraft, wiegen damit doppelt.

Dass Gott alles richten werde, wenn die Zeit gekommen sei, wurde dabei besonders oft bekräftigt. Den Leitspruch der Nation, den hatten sich die Riley’s besonders gut gemerkt. So speiste man nicht zu viert, nein, oft schien es, dass ein unsichtbarer Fünfter Gast wäre und während des ganzen Abends über anwesend. Er wurde oft befragt oder beschworen, befleht oder mit Dank überschüttet. Selbst unsere Anwesenheit wurde ihm zugeschrieben.

Die Gastfreundschaft war überschwänglich, die Freude über unseren Besuch eine wahrlich Ehrliche. Auch durfte das nächste Getränk nie das Letzte sein und davon gab es reichlich.

Die Mitternacht kam und schlich sich in Form von Müdigkeit in die Gastgeber. Uns ließ man nicht mehr ins Motel, sondern lud uns ins Gästezimmer. Dem nicht abgeneigt, verbrachten wir, nach einem Spaziergang unter klarem Sternenhimmel, die Nacht in bäuerlichen Federkissen.

Dass nach solchen Tagen jetzt im fünf Quadratmeterzimmer mit Blick in die Endlichkeit, die Reisemelancholie an die Zimmertüre klopft, versteht sich fast von selbst. Wir machen auf und lassen sie herein. Immer im Kampf zwischen Vergangenheitsbewältigung und Zukunftsangst.

Freitag, 10. August 2007

Ladies and Gentlemen, we proudly present our new founded city „New Admont“


Hier nur eine kurze Meldung, aber eine sehr euphorische immerhin, weshalb sie sofort und dringendst gepostet gehört.

Tata (trommelwiebel und so weiter …),

wir haben unsere erste, halbwegs offizielle Stadt gegründet!!!

Und das ging so: also wir sind ja jetzt in Tomahawk, eine
m Örtchen mit ca. 3 500 Einwohnern und haben uns nach der übelriechenden Busfahrt und einigen Burgern zur Magenauffüllung gleich ins hießige Nachtleben geschmissen – heißt, wir waren im einzigen „Fortgehlokal“ und haben ein „Gute- Nacht- und- Gut- Einschlafen- Bier“ nach dem anderen getrunken und da kommt man natürlich leicht ins Gespräch. Ja und da haben wir so mir nichts dir nichts einen edlen Landspender kennen gelernt. Brad Riley hat hier in Tomahawk eine Farm – er und seine Frau Suzy bewirtschaften sie mit vielen Rindern und Getreide.

Nach ein paar Bieren haben wir schließlich unser Anliegen herausgerückt und Brad war gleich total begeistert. So was Verrücktes habe er noch nie gehört! Und Ja da müsse er unbedingt mitmachen: Er bot uns an, doch am nächsten Tag vorbeizukommen und mit ihm die Stadtgründung vorzunehmen!!!!!


Die Farm der Reily's


Der Farmer Bradley und Eva

Wir haben uns also heute etwas abseits in seinem Hof ein schotteriges Plätzchen ausgesucht und darauf „Neu – Admont“ gegründet und gleich ein cooles neues Museum in Gehry Manier errichtet – schließlich gibt es in Admont (in Real Austria) ja auch ein sehenswertes Stiftsmuseum. Suzy war ganz gerührt von soviel „Kultur“ in ihrer neuen Umgebung und hat mir verraten, dass sie, wenn sie in die nächste größere Stadt fährt, immer am liebsten durchs Kunstmuseum schlendert (natürlich ohne Brad – weil der hat mehr für Maschinen was übrig).

Ja und jetzt müssen wir schleunigst los, weil Suzy uns zum feierlichen Essen eingeladen hat und da will man ja nicht unbedingt zu spät kommen…




1 m2 geschenkt von den Rileys und mittels notdürftig angefertigter „Urkunde“ auch schriftlich festgehalten ist nun in österreichischen Besitz gelangt - wir berichten in Kürze mehr…

Falls ihr mal nach Tomahawk kommen solltet (45° 28’ 28’’ N, 89° 43’ 53’’ W), besucht die gastfreundschaftlichen Rileys, setzt euch mit dem Klappstuhl auf das Fleckchen Österreich und gedenkt derer, die Euch ein solches außerösterreichisches Heimatvergnügen ermöglicht haben!


Museum of Modern Art in New Admont




Lang lebe zweintopf!

Donnerstag, 9. August 2007

Szenarien einer Reise

Vom schleppenden Weiterkommen der letzten Wochen frustriert, wollen wir endlich vorwärtskommen, so haben wir es uns zumindest vorgenommen und starten von Owen Sound aus, bepackt mit allen erdenklichen Habseligkeiten, und mit dem Ziel Tomahawk (ja, das ist auch eine Stadt und nicht nur ein schwungfreudiges Indianerbeil), das wir noch vor Sonnenuntergang zu erreichen wollen und wir merken gleich: das wird nicht einfach. Besonders auch deshalb, weil ein Teil des Weges per Schiff zurückgelegt werden soll…




Schiffe und Fähren sind, wie ich bisher an dieser Stelle wohl noch nicht zugegeben habe, nicht so ganz mein Metier, ehrlich gesagt, ganz und gar nicht. Die Stunden einer solchen Überfahrt werden für mich stets zur Qual… Ausprobiert habe ich ein solches Abe
nteuer zuletzt in Irland auf einer Fähre von Galway nach Inisheer.

Gut ausgerüstet mit Reise-Anti-Mir-Wird-Übel-Beruhigungskaugummis begebe ich mich in Tobermory auf schwankenden Boden, um konzentriert und einen Punkt fixierend vor mich hin zu starren und mich von Gerhards Anwesenheit und seinen Witzeleien ja nicht ablenken zu lassen und damit wir irgendwann hoffentlich South Baymoth erreichen





Aber es hat keinen Zweck… nach gut einer halben Stunde Fahrt gehe ich ganz unaufgefordert raschen Schrittes auf das schiffseigene Klo, dessen Lage ich schon zuvor in Abstimmung mit meiner Sitzplatzwahl ausspioniert hatte, um mich dort währ
end der restlichen Fahrt zum zweiten Mal an diesem Tag mit meinem Frühstück zu beschäftigen, wenn auch nun wesentlich eingehender, als beim ersten Mal…

Ich verlasse das Klo, das mich sehr an das Innere einer Waschmaschine erinnert, weil vor dem runden Bullauge ständig Wasser wogt und schäumt, nur, um mal nachzufragen, wie lange noch… Gerhard und die Mitglieder der Crew grinsen mir entgegen, sodass ich die Tür gleich wieder schließen muss und mich erneut der Kloschüssel zuwende…


Eva kommt aus der Waschmaschine

Endlich festen Boden unter den Füßen geht die Odyssee auch schon weiter, mit dem Bus von einem Kaff zum nächsten tuckernd. Das Busfahren scheint mir nun, ob meines völlig entleerten Magens und des geschwächten Zustandes kaum mehr was auszumachen. Ich döse vor mich hin, bis in Kaff sowieso ein ziemlich heruntergekommener Typ einsteigt, der leider den Sitz hinter uns gebucht hatte und dessen Fußtranspiration von direkt unter meinem Sitz sich derart in der Nase festsetzt, dass ein griffbereiter Kübel wieder dringend notwendig gewesen wäre.

Ich habe keine Ahnung, wie lange man sich nicht waschen muss, um so zu riechen, aber, wenn ich ehrlich bin, will ichs gar nicht wissen. Ich bin also für sofortiges Aussteigen, Gerhard ist natürlich dagegen, weil ja dann unsere Tickets verfallen. Lautstark beginne ich AUF Deutsch zu protestieren, dass ich keineswegs vorhabe, an durch fremden Schweißfuß herbeigeführter Atemnot zu sterben und das vor allem nicht qualvoll und über acht Stunden hin… Also versuchen wir, uns umzusetzen, was bei reservierten Plätzen zwar einigen Tumult auslöst, aber man glaubt gar nicht, was man erreichen kann, wenn man sich dumm und uneinsichtig stellt und so tut, als würde man sprachmäßig rein gar nichts verstehen.

Mit neuem Platz in der ersten Reihe hinter dem nach Aftershave duftenden Fahrer kann ich hier nun getrost schreiben, Tomahawk, wir kommen wirklich! Noch heute!

Dienstag, 7. August 2007

Tanz mit der Vergangenheit

Im Bus nach Owen Sound bringt mich der Gedanke an den CN Tower in das Jahr 1996.

Es ist wieder HTL- Zeit in meinem Kopf und da war es im Lehrplan vorgesehen, die ersten drei Jahre des Unterrichtes mit handwerklichen Fächern aufzulockern, oder wie in meinem Fall, eher zu verschärfen. Hämmer waren nie meine Freunde, auch heute noch nicht. Ein blauer Daumen kommt öfters vor als ein Nagel, der zur Abwechslung mal richtig in der Wand stecken bleibt. Meist bleiben Bilder unaufgehängt und monatelang an die Wand gelehnt.

Aber die HTL hatte uns nicht nur mit Hämmern in der Zimmereiwerkstätte versorgt, nein es gab ein Rotationssystem quer durch alle Werkstätten. Mein größter Feind dabei, war die Minimunduswerkstätte.

Jetzt muss man kein Kärntner sein, um zu wissen, dass hier bestimmt Modelle für die „kleine Welt am Wörtersee“ hergestellt werden. Der Leiter der Werkstätte, ein kleiner Kauz mit Schnapsnase, der ein wenig wie Hubert Gorbach aussieht, den ich aber damals noch nicht kannte, war ein Feinspitz in Sachen Talenterkennung.

So wurde ich meist für ihn minderwertige Arbeiten eingeteilt.

Während die anderen mit Fräswerkzeug Ornamente zauberten, durfte ich den Staub wegwischen. Wenn die anderen an einem Relief über „Auer von Welsbach“ arbeiteten, durfte ich in vorgefertigte Formen aus Kautschuk (die hatten geschicktere Kollegen bereits hergestellt), Gips einfüllen, um Weihnachtssterne oder Engel zu…zu…äh…(formen war es ja keines mehr) generieren.

Trottelarbeit also.

Aber selbst dabei kam die Schnapsnase vorbei, um mir mit einer Spachtel und einem abgespreiztem kleinen Finger zu zeigen, dass ich den Gips falsch in die Form streiche. Es war nicht mein Jahr in dieser Werkstätte.

Als aber ein Jahr später die komplizierten arbeiten am Dresdner Zwinger abgeschlossen waren und das neue Projekt der CN Tower sein sollte, war meine Zeit gekommen.

Bei so viel Betongrobheit konnte nicht viel schief gehen und so durften ein Kollege und ich (oft war man in Zweierteams gespannt) beim Betonieren helfen. Er, der nicht der hellste in Sachen Handwerk und in der Theorie war, verwickelte mich in ein wunderbares Spiel.

Die Betonschalung aus Holz für den Turm war nach einer Seite hin geöffnet (da wird der Beton rein gefüllt) und darin, quasi in den Bauch des Turmes, waren Unmengen Bewehrungseisen gespannt.

Um dem ganzen also noch ein wenig an Haltbarkeit hinzuzufügen begann er, Nägel in die Schalung zu schmeißen. Daraufhin schmiss ich ein paar Schrauben hinein. Wir hörten, wie sie langsam die Schalung runter flogen, dabei immer aufschlagend an bestimmten Eisen. Das Ding war doch immerhin 7m lang.

Wie es so läuft, wird ein Spiel nicht einfach nach ein paar Schrauben beendet. Der Reihe nach ließen wir noch einen Schraubenzieher, einen Hammer und zu guter letzt einen Schraubbohrer hineingleiten.

Eine Woche später wurde betoniert und unsere größte Sorge, das der Schraubbohrer nicht bis ganz zur Innenseite der Schalung durchdrungen war. Das würde nämlich bedeuten, dass nach dem Ausschalen ein großes „Makita“ Zeichen im Beton zu lesen gewesen wäre.

Wir hatten Glück, keine unserer Teile war nach dem Betonieren zu sehen, aber noch heute steht der CN Tower in Klagenfurt mit einer Makita im Bauch da.


Jetzt sind wir 120 km nordwestlich von Toronto.



Den Plan endlich Kilometer zu machen wurde beim Anblick der großen Seen verschoben und so nutzen wir die Chance noch ein wenig in Kanada zu verweilen.

Owen Sound, eine kleine 20 000 Einwohner zählende Stadt, gibt uns dabei Herberge. Die Hoffnung hier mit offenen Armen empfangen zu werden (wir hatten uns mailmäßig angekündigt) war nicht eingetroffen, aber wir lassen uns nicht entmutigen. Schon wurden die nächsten Aufenthaltsorte angeschrieben.


Am Morgen lese ich im Internet, dass Georgien Russland beschuldigt, in der Region Südossetien (ein Gebiet, das sich weigert, zu Georgien zu gehören) eine Bombe abgeworfen zu haben. Zu Mittag erfahren wir, dass in Owen Sound im Roxy Theatre ein „Georgian Theatre Festival“ stattfindet. Am Nachmittag kommen wir bei unserer Stadtbesichtigung am Billy Bishop Museum vorbei, der im 1. Weltkrieg ein gefeierter „flying ace“, also Bomberpilot war.


William "Billy" Bishop Museum

Solche Ketten passieren mir in letzter Zeit öfters. Unheimlich bleibt es allemal.

Trotz all der Liebe zu Museen und Theaterfestivals müssen sie dieses Jahr aber ohne uns auskommen.



Gegen Abend begeben wir uns zum Lake Huron. Friedlich schauen wir in eine, in uns romantische Gefühle hochkommen lassende, amoralische Landschaft.

Wir üben uns im flache Steine auf der Wasseroberfläche tanzen lassen - tanzen in den Sonnenuntergang und gründen ganz nebenbei NeuPörtschach. Ganz ohne Touristen und so.


NewPörtschach in der Nähe von Owen Sound


Sonntag, 5. August 2007

Die Toronto Barbie

Waren wir in den letzten Tagen in verschlafenen Nestern mit ländlicher Scheinidylle ein wenig verschlafen unterwegs, so treibt es und heute in den frühen Morgenstunden durch das ebenfalls verschlafene Toronto. „Durch Toronto?“, werden sich einige wenige aufgeweckte Geister nun sofort fragen. „Ja geht das denn? Mit dem Konzept und so?“ Und was werde ich darauf antworten? Ich muss wohl oder übel sagen: „Ja, es geht!“ Derjenige welche, welcher fleißig mit dem AutoCAD unsere Route gezeichnet und über sämtliche Landkarten maßstabsgerecht darüber gelegt hat, hat bereits vor langer Zeit anscheinend einfach entschieden, dass es geht. Nein, er wurde nicht stutzig, als unsere Route bereits ganz zu Anfang die Landesgrenzen schnitt und wir nun quasi vorzeitig unser Studienobjekt, wenn auch nur für kurze Zeit, verlassen müssen. Wer weiß, lassen sie uns ein zweites Mal überhaupt noch hinein, jetzt wo sie unser Vorhaben und unsere Landgewinnungsabsichten bereits beinhart zu spüren bekommen haben. Wir werden sehen…

Also dazu später. Wir sind jetzt also in Toronto/Kanada, atmen frisch fröhlich freie kanadische Luft und befinden: es ist hier wie zu Hause, nur schöner, größer und weitläufiger. Also haben die Fehlplanungen ja scheinbar auch ihr Gutes… Und da wir schon einmal hier sind, wollen wir immerhin zumindest mal schauen, was die Kanadier so treiben.



Wie gesagt ist heute Sonntag, und wir sitzen entgegen aller Fast- Food- Regeln ausgiebig lange beim Frühstück und studieren die lokale Zeitung. Es gibt hier so tolle Veranstaltungen mit Namen wie „Tasty Thursdays“ und „Freaky Fridays“ oder so ähnlich. Für uns kommen aber eher, weil Sonntag, die „Sunday Serenades“ in Frage – gratis Freiluftkonzerte, heute mit der „Uptownswingband“ … naja mal schauen… klingt ja eher altbacken und nicht so spannend, aber die White Stripes kommen erst am 7. und da sind wir schon wieder weg, hopefully.


zwischendurch noch ein lines am cn tower

Ich erobere einen Zeitungsteil und interessiere mich gleich brennend für die vielen Single- Events, die von einer eigenen Agentur mit dem klingenden Namen „Meetmarketadventures“ angeboten werden. Da ich aber einzig auf „Meatmarketerfahrungen“ aus Georgien zurückgreifen kann, reizt mich das sehr. Bei uns gibt es schließlich neuerdings auch diese SPEED- DATING- Geschichten…
Gerhard scheint eifersüchtig, oder halt grantig, weil ersich schon den Tag langweilig und allein verbringen sieht, während ich mit den knackigen Burschen, die in meiner Wunschvorstellung natürlich alle so aussehen, wie der „Mounty in Chicago“ in seiner adretten roten Uniform, den ich definitiv als einen meiner Liebingsserienlieblinge bezeichnen kann, in den Bäumen herumklettern darf [ich vergaß zu erwähnen, dass der Ausflug in die Baumwipfel geht – die Beschreibung lautet wie folgt, sehr einfach und gut nachvollziehbar: „The concept of this new sport is to travel between the trees at the top of the forest“, AHA!!!]

Als wir spontan die nette, blonde Kellnerin fragen, ob sie sich mit solchen „Veranstaltungen“ auskennt, weil wir „from Australia“ so was noch nie gehört haben, meint sie nur, man müsse sich früh anmelden, weil meist alles gleich ausverkauft wäre… Wir debatieren gleich über die Geschäftsidee, die sich doch in heimischen Gefilden sicher auch umsetzen lassen müsse, träumen, wie wir uns eine goldene Nase samt Swimmingpool verdienen könnten usw., wissen aber nach dem vierten Kaffee immer noch nicht, wo wir eigentlich hin wollen…

Ich bin für den Toronto Zoo, erstens, weil ich zwar Grizzlys sehen will, aber nicht unbedingt in freier Wildbahn, zweitens, weil er (der Zoo) riesig sein soll und drittens, weil Barbie kommt…

JA, Sie haben schon richtig gelesen, Barbie, die Puppe, allerdings in „personal appearance“ - man darf mir ihr Fotos machen, es gibt Autogramme und ein „Barbie Package“ zu gewinnen. Ich muss zugeben, ich war zwar nie wirklich zuhause in dem großen rosa Barbiehaus mit üppigem Kleiderschrank, aber die Vorstellung kleiner Barbiefans inkl. ihrer Mamies, die statt Puppe plötzlich ein lebendes Exemplar vor sich haben und dabei total ausflippen, klingt doch sehr sehenswert.

Gerhard erkundigt sich gerade nach einer „personal appearance“ von Ken, aber ich frage mich, wen diese männliche Ausgabe je wirklich interessiert hat…

Also, auf zu Barbie, damit auch endlich mal meine Jungmädchenträume verwirklicht werden!


Eva und die Toronto Barbie



Freitag, 3. August 2007

Größer ist nicht gleich Besser


In Amerika ist alles größer - keine Frage.

Das sieht man.

Die Burger, das kleine Cola fasst 0,5 Liter, jeden Stadtnamen gibt es mindestens fünf Mal, Bäuche hängen doppelt so oft über den Hosenbund und auch noch doppelt so weit in die Atmosphäre rein - und wenn in Amerika eine Brücke einstürzt, dann aber eine ordentliche - damit es sich gesalzen und gepfeffert hat. Während bei uns nur kleine Reichsbrücken einstürzen, tun es hier 8-spurige Autobahnbrücken.

Die Zeitungen sind voll damit, Minneapolis hier, Minneapolis dort.

Gleichzeitig wagen es auch noch die Russen unter den Nordpol vorzudringen, um dort eine russische Flagge aus Titan auf den Meeresgrund zu stellen.

Die schämen sich gar nicht, den zweintopfschen Praktiken zu folgen.

Die armen Amerikaner, auf der einen Seite die offensiven Russen und im eigenen Land die subversiven zweintopfs.


Geographisch gesehen sind wir gerade in Wellsville und schon wieder am weiterfahren. Unsere nächsten Ziele werden Toronto, Owen Sound, South Baymouth und Tomahawk sein. Haben wir die umständlichen großen Seen endlich hinter uns gebracht, wollen wir auf einen eigenen fahrbaren Untersatz umsteigen, damit streckenmäßig was weiter geht, wo doch sonst nichts geht.



Vorausschickend haben wir die dort ansässigen Mayors bereits benachrichtigt. (ausgenommen Toronto) und sie von unserem Vorhaben in Kenntnis gesetzt. Bleibt wieder mal abzuwarten.

Den letzen Tag haben wir mit einer Neugründung verbracht. TwoStew der Name. Der Island Park musste einen Meter lassen, dafür haben wir dort unsere Botschaft eingerichtet. Offizielle der Stadt waren keine anwesend. Nur ein junges Mädchen leistete uns Gesellschaft und fand die ganze Sache „shit“ oder „fucking“ oder beides. Dazu öffnete der Himmel feierlich seine Schleusen.

TwoStew im Island Park


the girl that means "shit - or fuck or both"

Die neue Botschaft


Vorher noch, beim Erkunden der Stadt, mussten wir mit Trauer feststellen, dass wir das beste Ereignis im Jahr, die Wellsville Ballonralley versäumt haben. Vom stattgefundenen Ereignis zeugten nur noch halb verfärbte Plakate an jeder zweiten Wand. Als man sich aber zu Mittag im Ponderosa Steak House von dessen ausgezeichnetem Fleisch überzeugen konnte, wurde ein Einheimischer sich nicht überflüssig uns vom großen Ereignis zu berichten. Anschließend holte er seine Digitalkamera heraus um uns alle seine 120 Bilder der Rally zu zeigen. Viele Ballons, kann ich nur sagen.




Am Abend unterhält einen Folksinger Nan Hoffman, ein wirklich fähiger Mann, auch wenn ich die Hoffnung aufgegeben habe dem Folk näher als 2 Autostunden zu kommen. Aber dem Authentischem niemals ausweichend, verbringen wir Stunde um Stunde dort, um zu beobachten. Das Balzverhalten erinnert mich an Gurk, auch die Schlägereien. Da muss man schon aufpassen, dass es nicht zu nostalgisch wird.

Angeheitert geht es zurück zum Long Vue Motel, bei dem nur die Gänge lang sind.



Toronto wir kommen.