Mittwoch, 18. Juli 2007

nach dem Flug ist vor dem Flug

Das Zittern in den Händen ist vorbei.

Nach einem Frühstück, Cafe im Halbliterbecher und einem Bagel, vor allem aber einer weiteren Nacht, also einem noch größeren zeitlichen Abstand zur Flugreise, gelingt es mir den Becher wieder ruhig zu halten.

Habe ich schon gesagt, dass ich das Fliegen hasse? Ich glaube schon.

Ist man mit dem Schiff unterwegs, das auch nicht in New York ankommen könnte, versinkt es in den Fluten, dann ertrinkt man. Begeben wir uns aber in ein Flugzeug, stürzt das zuerst ab, und dann ertrinkt man trotzdem. Oder es macht eine Bruchlandung in Grönland und die Erfrierung ist dein zweites Schicksal.

Immer der doppelte Scheiß.

Ich möchte nicht sagen, der Flug war ganz die Hölle im Himmel, aber Turbulenzen sind mir am Boden schon lieber. Wobei, seit vor Monaten ein Zug so im Schwanken fast entgleist wäre…Der Mann der neben mir saß, blieb dabei ganz gelassen: Jetzt auch noch das, wir hatten gerade vor einer Stunde einen Triebwerksschaden. Ich derweil schon fast einen Herzinfarkt. Aber nach dem 3maligen übertreten der normalen Schwankamplitude und dem herunterfallen der Gepäcksstücke, setzt das Metallrad wieder fest am Metallgleis auf und wir rollen weiter. Ich hasse den Verkehrstod, aber dieser wäre wenigstens auf der Erde gewesen, dort, wo das Sterben hingehört.

Der Absturz ist dagegen ein langsames Gleiten in den Tod, der beim Flug zumindest im Flugzeug nach New York, mit großer Wahrscheinlichkeit im Wasser endet.

Zuerst das langsame Lufttodgleiten, danach der Wassertod und erst zuletzt, der von mir geforderte Erdtod. Wäre man schon älter, könnte das Lufttodgleiten zum nachdenken über die Vergangenheit genutzt werden, der Film der vor einem abläuft könnte ein wenig ausschweifen, mit mehr Dramatik in den Szenen, man könnte noch Frieden mit sich und seinem Gott schließen, aber ich, der noch so jung ist, dessen Film gerade noch im Intro steckt, was würde ich machen - ich würde vor Panik nur schreien um danach einen für mich falschen Tod zu sterben.

Deshalb haben wir überlebt.

Der einzige, der in Mitleidenschaft gezogen wurde, weil ich danach forderte und Eva ihn mir freiwillig überließ, war ihr rechter Arm. Viele Turbulenzen, viel und festes Armdrücken, keine Turbulenzen auch ein wenig Armstreicheln.

Ärger hat es da schon unsere Sitznachbarin zur meine Linken erwischt. Das Baby hat zwar nach der Flaschenfütterung [ob die auch vor den Beamten aus der Flasche trinken musste damit sie sie mit an Bord nehmen durfte?] sich ein paar Mal mit partiellen Auswürfen gemeldet, aber so richtig kam es der Mutter. Zum Glück das meiste in den Papiersack und nur kleine Reste auf ihre Bluse.

Obwohl ich fast immer mitspeipen muss, wenn es jemanden neben mir kommt, was zum Glück nicht oft passiert, blieb es bei wenigen Aufstößen meinerseits.

Arm und Eva sei Dank.

Die Ankunft am Flughafen ist groß, wie der Flughafen selbst - aber ist nicht sowieso alles groß wenn man als Reisender aus Graz kommt. Wie in Graz alles klein ist, kleine Häuschen, kleine Geister, die darin leben, das Kleinbürgerturm und die Anderen, die zwar behaupten keine zu sein, denen aber die Negation auch nicht zur Großdenkerei verhilft - zu viel Rednern, zu großen Rednern, zu größer reden, vielleicht.

Wir sind jetzt im Land der Träume gelandet. Dabei dachte ich, wir wollten ins Land der Verwirklicher.

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