Montag, 8. Oktober 2007

Keine Dorfkapelle in Sparta

die Literatur in Pensacola, vielseitige Einseitigkeit

Einmal pro Reise reißt es ja jeden nieder, körperlich gesehen und so wie das kommen musste, lag dann ich dar nieder, zwei Tage mit Schmerzen von oben bis unten. Sprich mit Kopfweh, hinten und vorne und Gliederschmerzen an allen Seiten.

Schuld war wohl der raue Atlantikwind, der stahlgeschwängert von den Kriegschiffen dort drüben vor der Bucht von Pensacola auf uns rüber wehte.

Jetzt musste die Eva dran glauben und mir Tee ans Bett reichen, den ich wild schlürfend in Gesundungshoffnung in mich spülte.

Zwei Tage später, also vorgestern war es mir dann wieder erlaubt, das Bettliche zu verlassen, damit wir uns auf die Weiterreise vorbereiten konnten.

Nie die Hoffnung aufgebend, hat die Eva, wie auch schon die restliche Zeit unserer Reise, die Bürgermeister der von uns demnächst besuchten Orte immer mit einer Mail vorgewarnt und sie über unsere Zielen aufgeklärt (von wegen Eroberung und so..)

Mittlerweile ignoranzerprobt, bedarf es bei uns schon einer positiven Nachricht, um Erschütterung auszulösen.

So trudelte doch glatt vor drei Tagen eine Nachricht aus Sparta (Georgia, USA) bei uns ein, dessen Mayor wirklich Verständnis für unser Anliegen hat und sich ein Treffen wünscht, um Verhandlungen aufzunehmen.


Gibt es Schöneres als Gesundungstee (Kräuter unbekannt) und die Aussicht auf legale Landnahme. Bei so voller Freude suchten die Schmerzen das Weite und wir unser Gepäck zusammen, um Pensacola ein absolutistisches Ade unsererseits zu gönnen.

Weg vom Gegenwartskrieg führte uns die Fahrt durch Evergreen, Greenville, Peachtree Ciy, Forrestpark und Greensboro nach Sparta, das ja auch kein Lercherl in Sachen Kriegen war.



Aber heute kommt zweinopf in Frieden und um Frieden zu bringen.

Schon bei der Ankunft wurden wir aufmerksam begrüßt, der Mayor hatte extra seinen Sekretär geschickt, der sich entschuldigte nicht gleich mit der Dorfkapelle gekommen zu sein. Das sahen wir dann weniger als Problem, freuten uns aber sehr über die Einladung im dörflichen Hotel auf Kosten der Stadt zu übernachten.



Da es aber hier kein Hotel gab, wurden wir in ein ländlich anmutendes B&B verfrachtet, was aber nicht ungelegener als ein grausliches Citymotel kam und so wurde seit Wochen nicht ganz ungelegen wieder einmal außerhalb Amandas genächtigt.


Gestern war es dann so weit. Der Bürgermeister nahm uns in Empfang, sang uns ein Lied über Kleinstädte, zu wenig Kultur, Abwanderung etc.– wir meinten, das kenne man ja, überall das gleiche Problem – auch bei uns.

Aber das Klagelied war nicht sein einziges Geschenk.

Nicht ganz uninteressiert an der Kunst, schließlich durfte er sich auch mal daran versuchen und schaffte es sogar auf ein Gastjahr an die Wiener Angewandte, um dort unter Attersee ein paar Striche zu führen, zeigte uns gleich den für uns vorgesehenen Platz für die Zeremonie der Landnahme. Für ihn sei es nun vorbei mit der Kunst, die Bilder ließen sich nicht verkaufen (für das Land zu modern und für die Stadt zu wenig avantgardistisch, wie er meinte) und so versuchte er lieber sein Geschick in der Politik. Nicht ganz unerfolgreich, wie er stolz betonte – und mehr Geld sei schließlich auch dabei rausgekommen. Eine nicht zu unterschätzende Tatsache, wenn zu Hause die Frau mit zwei Kindern auf das Essen wartet.


Am Nachmittag beginnt die Zeremonie, zu der ganze 4 Leute aufgetaucht sind. Ich denke mir, nicht schlecht, in Graz wären es bestimmt weniger gewesen. Wir schütteln dem Mayor (sein Name ist übrigen John T. White) die Hand, lassen uns von der Regionalpresse fotografieren, schütteln weiter ein paar weitere Hände und vorbei ist der offizielle Spuck. Zum Höhepunkt zeigt man uns die bisher (nun wird es wohl „zweintopf territory“ werden) beliebteste Attraktion hier, die Ogeechee River Mill.


Der Nachmittag wird ordentlich begossen, wenn auch nur mit dem Bürgermeister und seiner Frau. Wir denken, zum Glück hat er nicht weiter gemacht mit seiner Kunst, denn sonst hätte seine Frau vielleicht wirklich nicht all die Köstlichkeiten zubereiten können, mit denen wir schließlich bewirtet wurden. Dann der Abschied, der zwar nicht nostalgisch ablief, aber dafür mit der Dankbarkeit sich gegenseitig geholfen zu haben. Der Bürgermeister bekommt die Presse und wir haben einen Vertrag über ein Stück Land.


mayor john t. white and zweintopfs pichler gerhard


Jetzt reißt es uns schon wieder weiter auf unserer Reise, der 20. ist nicht mehr weit und es warten doch noch 850 Meilen auf uns.


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