Sonntag, 21. Oktober 2007

zurück aber noch nicht aus

zweintopf ist zurück, aber die Berichterstattung noch nicht am Ende
Die letzten Tage wurden mit der Vorbereitung eines Vortrages für das Forum Stadparkes genutzt und so kam der Rest naturgemäß zu kurz.

Freitag, 12. Oktober 2007

Nihilismus ist eine Glaubensfrage


Die halbe Nacht schlagen wir uns die Pölster um die Köpfe, aber der Schlaf will nicht kommen, nicht seinen Mann mit dem Sack voller Träume vorbeischicken.
Na gut, denken wir, dieses verdammte Pepsi Probekosten – nehmen unsere letzte Hoheitsflagge und wandern los, um dem Birthplace noch einen zusätzlichen Grund zur Betrachtung zu verpassen.
Während Eva sich mit der Montage der Fahne abmüht, baue ich mir vor der Straßenlaterne aus dem gekauften Lego ein Fort. Militär die Zweite, sozusagen.

Das Lego in den Händen lässt Erinnerungsfetzen aufsteigen. Eine Holzkiste, von meinem Opa gefertigt, den wir alle Vater nannten. Der Geruch von Ölfarbe. Bunte Steine, die immer zuwenig waren. Stunden voll des Bauens und Fantasierens. Retten von Piraten aus den Händen der Kolonialen. Ein Zimmer als Meer voller Haie. Ein Stiegenhaus als Tiefseehafen. Eine Schwester, die beim Bauen lästig, aber beim Spielen unabdingbar war. Nervige erzwungene Pausen durch Nahrungsaufnahme. Legowettbewerbe, bei denen immer die anderen gewannen. Vor lauter Aufregung beim über die Straße laufen mit dem Lego in der Hand sich von einem Auto fast in den Tod führen lassen. Mit dreizehn leugnen, jemals damit gespielt zu haben und es in den Keller räumen. Als Student es wieder aus dem stickigen Keller heben, um damit Modelle zu bauen. Mit Lego in der Hand die Erinnerungen anzapfen.



Nihilismus in seiner reinsten Form

Nach einer halben Stunde ein paar Nadelstichen und einem Spagat hält die Flagge auf der Markise. Danach steht noch die Taufe des Forts an. Wenn ich dabei uns so betrachte und die freakigen Legofiguren, dann scheint der Name im nachhinein Fort Nihil (Nihilismus) nicht ganz unpassend gewählt.
Erschreckend beugt sich der Glatzkopf mit Beule über den Ausguck und scheint zu sagen: „Mir ist verdammt noch mal alles scheißegal(und das immer), schau nur einmal dumm (oder auch nur mich an) und ich pump dich mit Plastik voll.“ Nicht minder nihilistisch blicken die anderen Figuren.
Ich sage ja schon immer, jemanden der einen Dauergrinser im Gesicht trägt, dem sollte man nicht vertrauen. Zuerst tun sie großartig freundlich und dann warten sie nicht mal bis man sich umgedreht hat, um einen das „Hackl“ in den Körper zu treiben.



Aber wir merken, genau solche Kerle brauchen wir hier für diesen Job – grundsätzlich philanthropisch, aber nur zu Misanthropen. So lässt sichs leben.

Die Arbeit der Nacht bringt uns am frühen Morgen schließlich doch noch den ersehnten Schlaf.

Heute Mittag suchen wir den Tatort erneut auf und zu unserer Überraschung sind Fahne und Fort noch an ihrem Platz.
Wie schon vermutet, die Amerikaner haben sich mit dem zweintopfschen
Imperialismus abgefunden. Schweigend und mit Haltung nehmen sie ihre Niederlage zur Kenntnis. Hätte diese Welt nun auch diese Macht überstanden - dankend nehmen wir unsere zur Kenntnis.

Donnerstag, 11. Oktober 2007

Grundsatzfragen auf Amerikanisch

“Lieber Britney Spears oder Christina Aguilera?” Wenn ich schon unbedingt wählen muss, dann natürlich Christina – sind wir uns ehrlich – Britney hat sich ihr Popprinzessinnenimage ja selbst ruiniert…

Wie ich jetzt darauf komme? Ganz einfach, das ist eine amerikanische Grundsatzfrage… Das ist so ähnlich wie „Republikaner oder Demokraten“ oder eben wie „Coca Cola oder Pepsi“… jene Einstellung, die auf den ersten Blick alles über einen aussagt oder so ähnlich…


Wirds mal wieder fad auf der Fahrt, muss die Straße dran glauben.


Und solchen kulturtechnischen Eigenheiten gilt es auf den Grund zu gehen, was der einfache Grund ist, warum wir ausgerechnet hier Station machen (behaupte ich zumindest).

Wir sind in New Bern und New Bern wurde, wie der Name eindeutig verrät, natürlich von den Schweizern gegründet, welche sich in ihrer Namensgebung ähnlich unkreativ erweisen, wie zweintopf (was jetzt aber nicht heißt, dass wir irgendwie was mit der Schweiz an Hut hätten) bzw. ähnlich nationalistisch…

Aber egal. New Bern hat weit wichtigere Wurzeln aufzuweisen, als feiste Berner Sennenhunde, nämlich die von Pepsi und Pepsi ist ein, wenn nicht das amerikanische Statussymbol (um den ewigen Konkurrenten Coca Cola mal für einen Moment auszublenden) Hier in New Bern hat nämlich ein findiger Apotheker einen Trank kredenzt, dessen Wirkung sowohl delicious als auch healthful in aiding digestion and boosting energy (ob es sich da wohl um das gleiche Rezept handelt, wie beim heutigen, laut unseren Eltern äußerst „schädlichen“, zuckertriefenden Gebräu?). Der Name des Apothekers ist Caleb Bradham und sein Getränk nannte er zuerst ganz simpel „Brad’s Drink“, was aber wohl auf lange Sicht marketingtechnisch zu wenig hergab. Er schenkte alles noch selbstpersönlich aus und hatte in seiner obercoolen Apotheke auch eine Jukebox stehen, sodass man dort angeblich so richtig socialisen konnte. Als er vom persönlichen Cola-Servieren berühmt genug geworden war, eröffnete er seine erste kleine Getränkefabrik im Keller seiner Apotheke. (Anmerkung in eigener Sache: Die wirklich guten Projekte beginnen alle im Keller – später, wenn man die Millionen scheffelt, liegt man dann am Pool vor der Villa bzw. um den heutigen Idealen gerecht zu werden am Biobadeteich der eigenen mindestens 100 Morgen großen Organic Farm und isst selbstproduziertes Bioobst – aber davon später mal mehr, das ist jetzt nicht der richtige Ort..)

Ab 1902 gings dann so richtig los mit der Massenverbreitung und der Massenproduktion usw. Und wie es so schön heißt: The rest is history…

Schreibt zweintopf auch history? Naja, unsere Nachfahren haben wir bis jetzt noch nicht mit Swimmingpools und einem stattlichen „Grundkapital“ gesegnet, aber was nicht ist kann ja noch werden – so heißt es doch auch so schön.

Aus der schönen Pepsi-Apotheke aus der Geschichte ist ein grausiger Pepsi-Fan-und-Goodieshop geworden – eben so tief(gründig) und schön nutzlos- kitschig, wie wir das für unseren Österreich-Plunder auch immer versuchen wollten. Und, wie könnte es anders sein: Die hier Eingeborenen stehen drauf und decken sich mit Pepsi- Handtüchern, Shirts, Table Wear, Lamps und Kitchen Items ein. Auch ich kann dem Abglanz des Ruhmes und Erfolges kaum widerstehen und erwerbe an diesem Ort ein Paar „Pepsi Earrings“ – sehr schick baumeln sie nun in den Logofarben blau, rot und weiß von meinen Ohren. Eine bleibende Erinnerung an diesen heiligen Boden und angeblich aus echtem Sterling-Silber. Gerhard hat sich furchtbar aufgeregt über diese Geldverschwendung, war aber sofort ruhig, als ich ihm den Kauf einer Pepsi-Boxershort angedroht habe. So ein eitler Pinkel – ich meine für unten drunter…


Wir verlassen diesen mystischen Ort amerikanischer Helden- und Markenverehrung und stolpern quasi von einem nationalen Kulturbanalismus zum nächsten: Direkt vor dem Ursprung des Amerikanischen hier in New Bern entdecken wir nämlich eine kleine Überraschung, die uns kulturimperialistisch aufjauchzen lässt. Im Gras liegt das Überbleibsel des wichtigsten österreichischen Kulturexports in Richtung Good Old America, nach zweintopf und Schwarzenegger natürlich. Lieber Didi in Salzburg, wir huldigen dir hier auf dem Rasen von New Bern/North Carolina. Du hast deine Sache gut gemacht und die Amis mit ihren eigenen Waffen, den Dosen, geschlagen. Also, lass die Bullen fliegen, lonesome Cowboy…


Eva und ein Abbild von Didi


Montag, 8. Oktober 2007

Keine Dorfkapelle in Sparta

die Literatur in Pensacola, vielseitige Einseitigkeit

Einmal pro Reise reißt es ja jeden nieder, körperlich gesehen und so wie das kommen musste, lag dann ich dar nieder, zwei Tage mit Schmerzen von oben bis unten. Sprich mit Kopfweh, hinten und vorne und Gliederschmerzen an allen Seiten.

Schuld war wohl der raue Atlantikwind, der stahlgeschwängert von den Kriegschiffen dort drüben vor der Bucht von Pensacola auf uns rüber wehte.

Jetzt musste die Eva dran glauben und mir Tee ans Bett reichen, den ich wild schlürfend in Gesundungshoffnung in mich spülte.

Zwei Tage später, also vorgestern war es mir dann wieder erlaubt, das Bettliche zu verlassen, damit wir uns auf die Weiterreise vorbereiten konnten.

Nie die Hoffnung aufgebend, hat die Eva, wie auch schon die restliche Zeit unserer Reise, die Bürgermeister der von uns demnächst besuchten Orte immer mit einer Mail vorgewarnt und sie über unsere Zielen aufgeklärt (von wegen Eroberung und so..)

Mittlerweile ignoranzerprobt, bedarf es bei uns schon einer positiven Nachricht, um Erschütterung auszulösen.

So trudelte doch glatt vor drei Tagen eine Nachricht aus Sparta (Georgia, USA) bei uns ein, dessen Mayor wirklich Verständnis für unser Anliegen hat und sich ein Treffen wünscht, um Verhandlungen aufzunehmen.


Gibt es Schöneres als Gesundungstee (Kräuter unbekannt) und die Aussicht auf legale Landnahme. Bei so voller Freude suchten die Schmerzen das Weite und wir unser Gepäck zusammen, um Pensacola ein absolutistisches Ade unsererseits zu gönnen.

Weg vom Gegenwartskrieg führte uns die Fahrt durch Evergreen, Greenville, Peachtree Ciy, Forrestpark und Greensboro nach Sparta, das ja auch kein Lercherl in Sachen Kriegen war.



Aber heute kommt zweinopf in Frieden und um Frieden zu bringen.

Schon bei der Ankunft wurden wir aufmerksam begrüßt, der Mayor hatte extra seinen Sekretär geschickt, der sich entschuldigte nicht gleich mit der Dorfkapelle gekommen zu sein. Das sahen wir dann weniger als Problem, freuten uns aber sehr über die Einladung im dörflichen Hotel auf Kosten der Stadt zu übernachten.



Da es aber hier kein Hotel gab, wurden wir in ein ländlich anmutendes B&B verfrachtet, was aber nicht ungelegener als ein grausliches Citymotel kam und so wurde seit Wochen nicht ganz ungelegen wieder einmal außerhalb Amandas genächtigt.


Gestern war es dann so weit. Der Bürgermeister nahm uns in Empfang, sang uns ein Lied über Kleinstädte, zu wenig Kultur, Abwanderung etc.– wir meinten, das kenne man ja, überall das gleiche Problem – auch bei uns.

Aber das Klagelied war nicht sein einziges Geschenk.

Nicht ganz uninteressiert an der Kunst, schließlich durfte er sich auch mal daran versuchen und schaffte es sogar auf ein Gastjahr an die Wiener Angewandte, um dort unter Attersee ein paar Striche zu führen, zeigte uns gleich den für uns vorgesehenen Platz für die Zeremonie der Landnahme. Für ihn sei es nun vorbei mit der Kunst, die Bilder ließen sich nicht verkaufen (für das Land zu modern und für die Stadt zu wenig avantgardistisch, wie er meinte) und so versuchte er lieber sein Geschick in der Politik. Nicht ganz unerfolgreich, wie er stolz betonte – und mehr Geld sei schließlich auch dabei rausgekommen. Eine nicht zu unterschätzende Tatsache, wenn zu Hause die Frau mit zwei Kindern auf das Essen wartet.


Am Nachmittag beginnt die Zeremonie, zu der ganze 4 Leute aufgetaucht sind. Ich denke mir, nicht schlecht, in Graz wären es bestimmt weniger gewesen. Wir schütteln dem Mayor (sein Name ist übrigen John T. White) die Hand, lassen uns von der Regionalpresse fotografieren, schütteln weiter ein paar weitere Hände und vorbei ist der offizielle Spuck. Zum Höhepunkt zeigt man uns die bisher (nun wird es wohl „zweintopf territory“ werden) beliebteste Attraktion hier, die Ogeechee River Mill.


Der Nachmittag wird ordentlich begossen, wenn auch nur mit dem Bürgermeister und seiner Frau. Wir denken, zum Glück hat er nicht weiter gemacht mit seiner Kunst, denn sonst hätte seine Frau vielleicht wirklich nicht all die Köstlichkeiten zubereiten können, mit denen wir schließlich bewirtet wurden. Dann der Abschied, der zwar nicht nostalgisch ablief, aber dafür mit der Dankbarkeit sich gegenseitig geholfen zu haben. Der Bürgermeister bekommt die Presse und wir haben einen Vertrag über ein Stück Land.


mayor john t. white and zweintopfs pichler gerhard


Jetzt reißt es uns schon wieder weiter auf unserer Reise, der 20. ist nicht mehr weit und es warten doch noch 850 Meilen auf uns.


Mittwoch, 3. Oktober 2007

Vor dem Ort



Zwei Tage lang streifen wir durch College Station und sehen nur Einfamilienhäuser, sechzigtausend Einwohner verteilt auf dreißigtausend Häuser. Eine gestaltete Langweiligkeit reiht sich neben die nächste.
Ich habe mir den Arsch der Welt schon schrecklich vorgestellt, aber hier scheint man wohl schon drin gelandet zu sein.
Einzig wunderbare Begegnung waren zwei Kinder, Bub und Mädchen, die vor einem der weißen Häuschen, auf 2 cm gemähten englischen Rasen ein paar weiße Tische ausgebreitet hatten um ihre Spielsachen feil zu bieten. Daneben hatte noch ein Nachbarsjunge einen Orangensaftstand.
Traurig geben wir zu Protokoll: Am 1.Oktober, 14h mittags hatten wir den urbansten Moment in dieser „Stadt“.

Eva, ganz flohmarkterfahren, durchforstet die kindlichen Schätze der beiden und gemeinsam heben wir eine Kiste Lego und einen Sack voller Plastikmilitärfiguren (die gibts die immer noch, damit hatte auch ich meine Jugend militarisiert) aus einem Meer von Plastik- und Plüschgrausamkeiten.
Der Orangensaftstand bringt mich dabei gedanklich in meine frühen Kinderjahre zurück, als wir selbst, mein Cousin meine Schwester und ich ganz geschäftstüchtig versuchten Saft an die Mitbürgerschaft zu bringen. Dem Kapitalismus nicht abgeneigt lernten wir bald schnell seine negativen Seiten, den unerhörten Konkurrenzdruck und den andauernden Wettbewerb zu spüren.
Meist standen wir tagelang im Freien ohne auch nur ein verdammtes Glas zu verkaufen, meist nur unterbrochen vom eigenen aufs Klo rennen, weil vor lauter Langeweile schon wieder ein Krug Saft ausgetrunken wurde.
Aber eines Tages leuchtete auch uns das Glück den Weg, der Nachbar wechselte sein Dach aus und die Bauarbeiter, sowieso eher Männer der durstigeren Sorte, kamen oft mitleidsvoll zu uns, um zusätzlich zu ihrem Bier auch noch einen Saft zu trinken.
Nach einem Monat schon hatten wir es schließlich satt mit der Getränkebereitstellung und wechselten die Branche, bauten einen Garten an, um das Gemüse zu verkaufen. – aber wie sollte es anders kommen, auch dies blieb ein erfolgloses Unterfangen.

Diesen Kindern sollte diese Erfahrung erspart bleiben und wir kaufen ihnen Saft und das andere Zeugs ab.

Gestern kam dann die Überraschung, denn die gekauften Soldaten werden uns gleich einen guten Dienst erweisen, immerhin wird unser nächstes Ziel Pensacola sein. Ich dachte ja immer das sei nur eine dämliche amerikanische Sendung zur Verherrlichung der eigenen Schlagkraft. Aber nein, es ist ein wirklicher Ort zur Verherrlichung ihrer militärischen Schlagkraft.




Einen ganzen Tag Fahrt bringen wenig Abwechslung. Wir haben erfahren, dass wir am 23.Oktober einen Vortrag im Forum Stadtpark halten sollten, „worüber eigentlich?“, denken wir uns. Aber es kommt uns gelegen, da unser Flug zurück am zwanzigsten stattfindet.
So zum Ende hin fehlt uns langsam die Motivation zum Vorwärtskommen, obwohl die noch zurückzulegende Strecke nicht so unwesentlich ist. Was auf der Karte wie ein Katzensprung, ja sogar nur wie ein Mäuseschritt aussieht, ist meist stundenlanges Sitzen in Amanda.
Die freiwilligen Nomaden wünschen sich wieder ein Haus aus festem Stein, eines das nicht gleich auf ein Auto gepackt werden kann, um damit durch die halbe Welt zu fahren.

Echte Flexibilität und Freiheit besteht nur, wenn die Dinge zu mir kommen. Ich scheiße auf meine.

Heute Morgen haben wir dann die „zweintopf military base“ gegründet. Sie wissen ja was heutzutage alles für ein Gesindel dort draußen so herumläuft und das noch direkt vor der eigenen Haustüre, wo man doch solange gespart hat, bis man sich eine leisten konnte.

So läufts bei uns jedenfalls nicht.











Schmunzelnd muss ich dabei an eine Geburtstagsfeier bei Evas Onkel denken, bei der geladenen Gäste aus Australien uns zu ihnen laden wollten und dies mit den Worten (mit englischen Akzent), „wir leben auf eine kleinen Halbinsel vor Sydney und dort leben alles nur rich people – also (im deutschen Sinne) alles good people.“
Na dann.

Montag, 1. Oktober 2007

Dumm ist der, der Dummes tut

with tears in our eyes we had to left zweintopf territory




Nach dem, die Tage, die nur uns galten, vorüber waren, machten wir uns wassergetränkten Auges auf - um den Rest der Reise hinter uns zu bringen.
Der Traum vom eigenen Staat war vorübergehend ausgeträumt - schließlich gehen nicht viele freiwillig ins Exil.
ein kleines i, unterwegs erfrischt die lange Fahrt

Sechs Stunden trennen uns nun von unserem Traum. Die Fahrt bringt die Baumasse und auch den Menschen wieder zurück, und eine halbe Stunde bevor wir in die Provinzhauptstadt Station College einfahren, brechen die Einfamilienhaussiedlungen über uns herein.
Die Freiheitsbekundung von Millionen Menschen, die ihren Horizont auf 1000m² einschränkt haben - und glauben dort wirklich leben zu können.


Wenn wir jetzt durch Texas fahren, würde das in Österreich einer Strecke durch Kärnten gleichen - und da sich rechts und rechtens gerne paaren, muss ich bei der Durchquerung oft an meine Verwandten (nicht meine Eltern, sondern deren Anverwandten) in Kärnten denken, die mir bei jedem Besuch, den Alltagsrassismus, jedes Mal mit neuer gekonnter Alltäglichkeit servieren.


Dummheit wird dort schnell mit Ausländern gleich gesetzt - wo doch dort die meiste Dummheit herrscht. Mit der Überheblichkeit und Überzeugung nie endender Intelligenz, die meist bei den Allerdümmsten im Paar, auftreten wollen sie meine linken Überzeugungen vernichten.

Vor drei Monaten, als mein letzter Besuch in Kärnten währte, wurde
einer Cousine die „ausländische“ Euromünzen sammelt, zuerst durch die Kellnerin des Lokales (hier gebe es keine Ausländer, also auch keine derartige Münzen), dann durch den Versuch andere Menschen in der Umgebung zu befragen, von ihrem Freund mit den Worten (stinkt es hier bei jemanden aus der Taschen nach Knoblauch?), zur Aufgabe des Unterfangens gebracht.
Oft stehe ich bei diesen Aussagen hilflos daneben und habe ein Böll’sches Zähneziehen (die irischen Tagebücher) mit den Jahren schon aufgegeben. Nicht, dass ich es nicht versucht hätte, aber zum fünften Mal mit den gleichen Personen über die gleichen Thematiken zu streiten und beim nächsten Mal wieder bei Null zu beginnen, dafür war mir mit der Zeit, meine zu Schade.
Stolz verkündete man mir beim letzten Besuch, von der Fertigstellung des Wörtherseestadions in Klagefurt (des hot der Haida gebaut) - natürlich erwidere ich, nachdem seine Regierung nicht mal imstande war, das Projekt ordentlich auszuschreiben. (Jetzt kumt da Koralmtunnel, den hot der Haider gebracht. Komisch denke ich mir in der Steiermark war es der Voves - ein Loch hat immer zwei Seiten).
Da Haider hot Kärnten reich gmocht mit dem Verkauf der Hypo. War auch dringend nötig, um den bisherigen Schuldenberg ein wenig einzudämmen.
Egal über den Haider kummt nix drüber, und die Freistaatserklärung wird überall begrüßt. Aber wie sagt man in Kärnten so schön: „Wer zbled is, den muas ma ja° ausnutzen.“

Selbst die Texaner werden sich über den Haider freuen, schließlich haben wir seinem Besuch bei Saddam Hussein eine Postkarte gewidmet und werden sie in den nächsten Tagen hier verteilen.

Haidersche Grüße aus Kärnten, im zweintopf Design